ADAC warnt: Sperrung am Dammtor ist erst der Anfang. Viele City-Straßen marode
Hamburg. Neuer Stau-Ärger in der Stadt: Von heute Abend an ist die Dammtor-Kreuzung, eine der wichtigsten in der Stadt, bis Montagmorgen voll gesperrt. Weitere acht Monate lang drohen Autofahrern dort massive Behinderungen.
Die Deutsche Bahn erneuert seit April die mehr als 100 Jahre alte Dammtorbrücke, über die täglich 523 S-Bahnen und 140 Nah- und Fernverkehrszüge fahren. Die Sanierung wird voraussichtlich erst Ende 2012 abgeschlossen sein. "Über das Verkehrschaos am Dammtor gehen derzeit die meisten Beschwerden bei uns ein, aber diese Baustelle ist erst der Anfang", sagte ADAC-Verkehrsexperte Carsten Willms dem Abendblatt. Der Zustand vieler Brücken und Straßen in der Stadt sei so schlecht, dass die Zahl von Großbaustellen in den kommenden Jahren dramatisch zunehmen werde. Zudem gibt es ambitionierte Neubauprojekte. Der geplante Deckel über die A 7 wird jahrelang zu Verkehrsbehinderungen führen.
2007 hatten Ingenieure für den ADAC die Hauptverkehrsstraßen der Hansestadt überprüft. Die Ergebnisse waren ernüchternd. "Einige Straßen sind so marode, dass die Stadt dort Durchfahrtsverbotsschilder aufstellen müsste", sagte Willms. Für diese Straßen forderten die Experten eine Grundinstandsetzung - eine Erneuerung des Asphalts reiche nicht aus. 14 Straßen wurden damals als mangelhaft eingestuft: Gärtnerstraße, Im Gehölz, Hoheluftchaussee, Roßdamm, Gorch-Fock-Wall, Wandsbeker Chaussee, Poppenbütteler Weg, Höltigbaum, Schiffbeker Weg, Horner Rampe, Wöhlerstraße, Grusonstraße, Andreas-Meyer-Straße, Billhorner Brückenstraße.
Als besonders dringend wurde eine Grundinstandsetzung für die am stärksten befahrenen Straßen gefordert. Doch auch vier Jahre später wurde bislang nur der an den Gorch-Fock-Wall anschließende Johannes-Brahms-Platz in Teilen grunderneuert. Für die marode Hoheluftchaussee und vier weitere Straßen hält die Wirtschaftsbehörde eine Grundsanierung nicht für nötig. An der Billhorner Brückenstraße wird derzeit nur die Deckschicht erneuert.
Neben dem ADAC fordert auch der Rechnungshof Hamburg, der den Senat sonst grundsätzlich zum Sparen anhält, mehr Investitionen in die Straßen. "Wir begrüßen zwar, dass der Senat mehr Geld für die maroden Straßen ausgibt, aber langfristig reichen die jetzt 59 Millionen Euro jährlich nicht aus", sagte Rechnungshofdirektor Rolf Gläßner dem Abendblatt. Von 2000 bis 2010 hatte die Stadt nur 25 Millionen pro Jahr in die Straßenerneuerung investiert. Gläßner fordert eine Straßeninformationsdatenbank und langfristig einen Sanierungs-Etat von 80 Millionen Euro.
Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) sagte dem Abendblatt: "Wir haben auf Kosten der Substanz gelebt und müssen viel Versäumtes nachholen. Der neue Senat sorgt dafür, dass das jährliche Gesamtvolumen für Erhaltung, Unterhaltung und Grundinstandsetzungen von Straßen und Wegen signifikant steigt. Auch wenn es wünschenswert wäre, mehr geht bei der derzeitigen Haushaltslage schlicht nicht."