Ein Kommentar von Joachim Mischke
Ist grundsätzlich etwas faul im Staate Simone? Vor wenigen Wochen wurde die Hamburgische Staatsoper bei einer bundesweiten Saisonstart-Rundschau der "FAS" mit dem Rote-Laterne-Etikett "langweiligster Spielplan" abgewatscht. Die Oper, die zu den größten Deutschlands gehört, verlor gegen 83 andere. Jetzt, in der jährlichen Kritiker-Umfrage des Branchenblatts "Opernwelt", taucht das Haus an der Dammtorstraße auch nur noch sehr weit hinten unter "ferner liefen" auf. Viele überregionale Kritiker-Kollegen machen einen Bogen um die Wirkungsstätte der Intendanten-Legende Rolf Liebermann. Alles, weil subjektiv, keine Beweise, aber deutliche Indizien für ein Problem.
Wer von ihr Oper hören wolle, müsse nach Hamburg kommen, hatte die Alleinhausherrin Simone Young früher stets gesagt. Offenbar will das aber kaum noch jemand. An dieser entscheidenden Stelle der Generalmusikdirektorin ist der Glanz der Musikstadt Hamburg stumpf geworden. Eine Vision ist nicht in Sicht.
Nach dem letzten von vielen Reinfällen, Doris Dörries Hau-drauf-is'-Mozart-Version des "Don Giovanni", muss sich Young fragen lassen, wie es mit ihr bis 2015 weitergehen soll. Die lokalen Mitbewerber geben jetzt schon Gas: Der NDR hat mit Thomas Hengelbrock einen überall gefragten Opern-Experten, der nun auch noch Konzertprogramme gibt und Vorfahrt in die Elbphilharmonie hat. Es wird eng für Simone Young.