Eine Glosse von Hans Wacker
Der Hanseatische Verkehrsverein, bekannt unter dem Kürzel HVV, gibt sich alle Mühe, seine treuen Kunden loszuwerden. Seit Jahren läuft, mit mäßigem Erfolg, eine Negativ-Imagekampagne in Hamburger Bahnhöfen als Dauerdurchsage: "Zurückbleiben, bitte!" Der HVV will, dass Fahrgäste nicht in die U-Bahn einsteigen. Aber das lässt sich der Bürger von Hamburg 21 nicht gefallen. Immer wieder sieht man Menschen, die sich zwischen schließende Türen zwängen. Das ist Ausdruck des Protests gegen die Bevormundung durch den HVV.
Jetzt hat der Park-and-ride- und Fahrverein eine neue Idee, lästige Fahrgäste einfach stehen zu lassen oder sie sogar zu bestrafen. Auf Leute mit einer Dose Bier in der Hand fährt der HVV nämlich überhaupt nicht ab. Da heißt es dann "ex und hopp" (für den Fahrgast) und eine saftige Geldbuße. Saftig deshalb, weil diese Art von Flüssigkeit alkoholfrei ist.
Dieses Geschäftsmodell scheint aber wenig gewinnversprechend zu sein. Der Schatzmeister des Verkehrsvereins hat deshalb die Weichen für eine Fahrpreiserhöhung um 2,8 Prozent gestellt. Damit, das sei ihm zugeprostet, bleibt er deutlich unter dem Alkoholgehalt einer Dose Bier.
Die Kalkulation für die Preiserhöhung stimmt allerdings vorn und hinten nicht. Wenn nämlich das Fahren künftig mehr Geld kostet, hat der Kunde keines für seine Dose Bier übrig. Dies wiederum hat zur Folge, dass die Züge stets sauber sind. Dabei hat der HVV die beschäftigungspolitische Seite völlig außer Acht gelassen. Wenn die Fahrzeuge nicht mehr gesäubert werden müssen, werden die fleißigen Putzfrauen nicht mehr gebraucht. Die können sich dann die Bahnfahrt zur Arbeit, die sie nicht mehr haben, auch nicht mehr leisten. Aber der Hanseatische Verkehrsverein hätte sein Ziel erreicht: "Zurückbleiben, bitte!"