Der “Zug der Ideen“ - Hamburgs Ausstellung zur Umwelthauptstadt ist zurück. Senatorin Jutta Blankau spricht von einem großen Erfolg.

Hamburg. Für das Ausstellungsteam und die Zugbegleiter war es ein Husarenritt zum Ruhme der Umwelthauptstadt Hamburg. Nach fünf Monaten, 15 000 Kilometern und mehr als 37.000 Besuchern in 18 europäischen Metropolen ist der Zug der Ideen zurück in seiner Heimat. Gestern eröffnete Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD) die letzte Etappe der Wanderausstellung: Bis zum 20. Oktober sind die mit Exponaten gefüllten Container auf dem Jungfernstieg zu sehen. Dort können sich die Hamburger noch einmal ihre ökologischsten Wünsche auf Bauklötze kritzeln, Vogelstimmen lauter und leiser stellen oder im StadtRadsimulator die HafenCity erkunden. Letztere Attraktion konkurriert allerdings im Altweibersommer von Hoch "Sepideh" mit den echten StadtRädern in der echten HafenCity.

Im April waren an vier Tagen mehr als 8000 Gäste zum Zug im Altonaer Bahnhof geströmt, um den städtischen Umweltbotschafter zu besuchen. Vor diesem Hintergrund wagte Jutta Blankau gestern mit ihrer Besucherprognose nicht allzu viel. "Die 40 000 knacken wir." Stadt und Stadtmarketing waren erneut voll des Lobes für die vier Millionen Euro teure Ausstellung und die dazugehörige Imagekampagne. "Die Ausstellung hat einen Nerv getroffen", sagte Blankau. Rainer Müller, Pressesprecher und permanenter Begleiter des Zugs, erzählte, wie er sich in vielen Großstädten zu früher Stunde ins Frühstücksfernsehen quälen musste. Sein kurzes Fazit: "Ein Riesenerfolg."

+++"Zug der Ideen" erreicht Umwelthauptstadt Hamburg+++

+++Internationale Zeitungen über den "Zug der Ideen"+++

Die Pressemitteilung verkündete weitere Superlative. "Insgesamt wurden nachweislich über alle Medienarten international ca. 270 Millionen Menschen erreicht - wobei die Werte aufgrund fehlender Daten im Online- und TV-Bereich nur für rund die Hälfte der Berichte berechnet werden können." Das hieße, mindestens jeder zweite EU-Bürger hat von Hamburg als Umwelthauptstadt gehört. Die Wirkung von Berichten der Sender CNN und BBC sei kaum abzuschätzen - denn sie erreichten eine halbe Milliarde potenzielle Zuschauer. Bei all dem Lob und all der Euphorie ließ sich gestern leicht der Eindruck gewinnen, Hamburgs Zug der Ideen reihe sich bald hinter Orientexpress und Transsibirischer Eisenbahn in die Riege berühmter Züge ein.

Nicht nur die SPD-Senatorin war von der Ausstellung begeistert, auch die CDU signalisierte Zufriedenheit mit dem Projekt. "Im Gegensatz zur Kritik der SPD, der Zug sei zu teuer, war es ein schöner Erfolg", sagte Birgit Störer, Fachsprecherin Umwelt, dem Abendblatt. "Die Idee war, den Umweltgedanken durch Europa zu tragen. Das ist voll aufgegangen."

Die parteiübergreifende Freude hängt vielleicht auch damit zusammen, dass die Idee der Wanderausstellung von CDU/GAL-Regierung an die SPD vererbt wurde.

Die kritischsten Worte zur Rückkehr des Zugs der Ideen fand GAL-Fraktionschef Jens Kerstan: "Die SPD hätte den Zug am liebsten gestoppt, aber bei ihrer Amtsübernahme war er schon abgefahren. Gut so, denn durch den Zug ist es gelungen, Hamburg als Umwelthauptstadt europaweit bekannt zu machen", sagte er dem Abendblatt. Jenseits der Symbolpolitik habe der Senat viele Punkte abgeräumt, deretwegen die EU Hamburg überhaupt zur Umwelthauptstadt gemacht habe. Kerstan ätzte: "Der Senat könnte sich bei einer Führung durch die Waggons das holen, was ihm beim Thema Umwelt komplett fehlt: Ideen." Ideenbausteine hat der Zug tatsächlich genug gesammelt. Mehr als 7500 Klötzchen haben die Gäste beschriftet: "mehr Grün in der Stadt" steht darauf, "regionale Lebensmittel" oder "keine Atomkraft".

Drei Punkte hätten sie besonders begeistert, sagte Umweltsenatorin Blankau. Das Projekt "Ökokauf" aus Wien, wo die Stadt nur Dinge kaufe, die nachhaltig hergestellt worden seien, ließe sich auf Hamburg übertragen. Die Hansestadt mache das schon in vielen Einzelfällen. Das Fahrrad solle als Verkehrsmittel in Hamburg so wichtig werden wie in Kopenhagen. "Wir bauen Radwege", so Blankau. Selbst Marseille, der französischen Industrie- und Hafenmetropole mit eher zweifelhaftem Ökoruf, konnte die Umweltsenatorin etwas abgewinnen: "Die Anwohner pflanzen dort auf Freiflächen gemeinsam Blumen, Obst und Gemüse."

Auf dem Jungfernstieg Höhe Reesendammbrücke ist die Ausstellung täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet: Eintritt frei. Gruppen ab zwölf Personen können im Internet (www.train-of-ideas. net) kostenlose Führungen buchen.

Besonders hoffen die Macher auf Schüler. 80 Schulklassen waren in den europäischen Städten gekommen. Gestern machte die Klasse 5d aus der Umwelt- und Gesamtschule Harburg den Anfang. Beschriftet oder nicht, die Kinder überzeugte das Exponat mit den Bauklötzen. Vor allem, weil sie damit bauen konnten. (abendblatt.de)