Das Reeperbahn-Festival auf dem Sprung zur großen Bühne
Wenn in der Musik ein Schalter umgelegt wird, erhöht sich oft die Energie. Das war am Wochenende beim Reeperbahn-Festivals mit mehr als 200 Bands in rund 40 Spielstätten vom Klub bis zur Kirche deutlich zu spüren. In der Regel waren es die Schalter von Mikrofonen und Verstärkern, die die Energie der Künstler laut und bewegend in die Welt hinaustrugen. Aber im sechsten Jahr des Festivals hat sich noch ein anderer Schalter umgelegt. Ein großer.
Das Festival hat jetzt erstmals eine internationale Qualität erreicht, die weit über die Grenzen des Kiezes hinausreicht. Auf und zwischen den Konzerten war ein intensives Grundrauschen zu erleben, das nicht nur von angereisten Fans stammte, sondern auch vom stetig wachsenden Fachpublikum. Die Veranstaltung hat sich 2011 als Branchenplattform etabliert.
An dieser Stelle seien ausdrücklich zwei Seiten zu loben. Zum einen die Klubs, die das ganze Jahr über ein ambitioniertes Programm gestalten, auch fernab kommerzieller Pfade, und die ihre Pforten erneut für drei Tage Festival öffneten. Zum anderen das Organisationsteam um Alexander Schulz, Detlef Schwarte, Karsten Jahnke und Björn Pfarr, das mit Mut und Ausdauer das Konzept des renommierten, 1987 gegründeten SXSW-Festivals im texanischen Austin auf die Hansestadt übertragen hat. In dem die Veranstalter neue, spannende Künstler aus aller Herren Länder auf St. Pauli präsentieren, vermitteln sie nicht nur ein entspanntes, weltoffenes Bild der Stadt, das sich über Mund-Propaganda, Magazine und Blogs multipliziert. Sie stärken den Musikstandort Hamburg auch ganz konkret wirtschaftlich.
Eine Studie hat ergeben, dass das diesjährige SXSW-Festival knapp 170 Millionen US-Dollar Umsatz für die Stadt Austin einbrachte. Von derartigen Erfolgssummen ist das Reeperbahn-Festival zwar noch weit entfernt. Aber gerade jetzt, wo die Veranstaltung auf dem besten Weg ist, dauerhaft den Sprung auf die internationale Bühne zu schaffen, sollte die Stadt Hamburg einen weiteren großen Schalter umlegen und einen festen Fördertitel für das Festival einrichten. Damit Hamburg noch kontroverser, interessanter und besser klingt.