Eine Reise zur See wird in Deutschland und Europa beliebter. Die Reedereien reagieren und bauen neue Kreuzfahrtschiffe mit immer mehr Betten.
Hamburg. Die internationale Kreuzfahrtindustrie kommt in dieser Woche zu einem Branchentreffen in Hamburg zusammen - und ist optimistisch gestimmt. Ihr Geschäft boomt: Erstmals haben 2010 mehr als fünf Millionen Europäer eine Kreuzfahrt gebucht, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Und auch in Deutschland gewinnt der Urlaub auf See mehr Anhänger. Welche Herausforderungen dies mit sich bringt, wollen 500 Vertreter fast aller namhafter Reedereien – Aida Cruises ebenso wie Carnival, Costa Crociere, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten oder TUI Cruises – bei dem am Dienstag beginnenden Fachkongress (27.-29. September) Seatrade Europe (mit begleitender Messe) erörtern.
1,6 Millionen Passagiere aus Deutschland waren 2010 mit Kreuzfahrtschiffen unterwegs, 1,2 Millionen auf Hochseetouren (plus 19 Prozent) und rund 433 000 auf Flüssen (plus 9,3 Prozent). Die dadurch erzielten Umsätze bezifferte der Deutsche Reise-Verband (DRV) auf rund 2,57 Milliarden Euro. Trotz der schon ansehnlichen Steigerungen rechnet die Branche mit weiterem Wachstum und stellt weitere Kreuzfahrtschiffe in Dienst, um die Nachfrage abzudecken. Die italienische Reederei Costa Crociere baut über Winter eines ihrer Schiffe für 90 Millionen Euro in Genua um und stockt es von 1697 Betten auf 1800 auf, wie der Geschäftsleiter der deutschen Niederlassung, Heiko Jensen, der Nachrichtenagentur dpa in Hamburg berichtete. Auf der „Neoromantica“ sollen sich dann die „Best Ager“ wohlfühlen, die Generation 50 plus. Neben seinen Familienschiffen will sich das Unternehmen dadurch ein spezielleres Kunden-Segment erschließen. Drei Schiffe der Reederei haben Hamburg und Kiel sowie Warnemünde als Abfahrthafen, 37 mal brechen sie 2012 von diesen Städten aus auf ihre Routen in Nord- und Ostsee.
Vor neun Jahren legten die Italiener erstmals von deutschen Häfen ab, die damalige „Costa Marina“ hatte 720 Betten. „Heute bieten unsere Schiffe von hier mehr als 10 000 Betten an“, sagte Jensen. Wie 2011 will das Unternehmen auch im nächsten Jahr in Deutschland die Passagierzahl um ein Fünftel steigern, aus dem Pauschaltourismus sollen die Kunden kommen. Genauere Deutschland-Zahlen sind aus dem börsennotierten Konzern nicht zu bekommen. 2012 wächst die Flotte des europäischen Marktführers auf 16 Schiffe mit einer Gesamtkapazität von 45 000 Passagieren. 5,5 Milliarden Euro sind dann seit dem Jahr 2000 in die Neubauten geflossen. 2014 wollen die Italiener einen Neubau mit allein 5000 Betten in Fahrt stellen.
Und auch bei der zum Konzern Costa Crociere S.p.A. gehörenden Marke Aida Cruises – Kreuzfahrt-Marktführer in Deutschland – wurden die Weichen auf Kapazitätsausbau gestellt. In Japan lässt das Rostocker Unternehmen zwei neue Clubschiffe mit je 3250 Betten bauen. Von aktuell acht Schiffen (2010: 511 000 Passagiere) soll die Flotte bis 2016 auf zwölf Exemplare wachsen. Costa Corciere S.p.A. verzeichnete 2010 rund 2,85 Milliarden Euro Umsatz und zählte 2,15 Millionen Gäste (2010).