Auf der Elbinsel ist ein spannendes Kultur- und Naturmuseum entstanden. Es liegt auf einem elf Hektar großen Areal in malerischer Umgebung.
Rothenburgsort. Auf der Elbinsel Kaltehofe, zwischen Norderelbe und Billwerder Bucht, ist ein einzigartiges Kultur- und Naturmuseum entstanden. "Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe" heißt das elf Hektar große Areal, das am östlichen Ende des Elbwanderwegs liegt. Eingebettet in eine Parklandschaft mit weiten Rasenflächen liegen hier die historischen Wasserbecken der ehemaligen Wasser-Filtrationsanlage, die der Hamburger Senat auf Kaltehofe zu Zeiten der Choleraepedemie 1892 errichten ließ. Zwischen den Becken liegen malerische runde Ziegelhäuser mit spitzen Dächern, die Schieberhäuschen. Dort wurde das Wasser ein- und ausgelassen. Der Sand in den Becken sorgte dafür, dass Keime und Schadstoffe fast vollständig rausgefiltert wurden. Untersucht wurde das Wasser in einer im Schweizer Stil erbauten Gelbklinker-Villa mit Turm und hübschen Giebeln.
Die Villa, fünf der ehemals 22 Wasserbecken und ein Schieberhäuschen wurden in den vergangenen eineinhalb Jahren unter der Bauherrschaft der Hamburger Wasserwerke aufwendig restauriert und bilden nun ein spannendes Industriedenkmal. Am Sonntag öffnet es seine Tore - und ist ab dann täglich, bis auf wenige Feiertage, für den Publikumsverkehr geöffnet. In den Räumen im Obergeschoss der Villa informiert eine Dauerausstellung mit eindrucksvollen Dokumenten und Werkzeugen über die Vergangenheit Kaltehofes. Hier gibt es historische Destillationsapparate zu sehen, Spektroskope und Mikroskope - sogar Trägerplatten mit winzigen Spul- oder Bandwürmern, die den Laboranten damals als Modelle dienten. Mit einem Fahrstuhl geht es ins Untergeschoss. Dort empfängt die Besucher das Geräusch von Wassergeplätscher. Durch einen unterirdischen Tunnel, dessen Boden mit Kies bedeckt ist, geht es in einen spektakulären Neubau. Von außen präsentiert es sich als heller Kubus, dessen Fassade an fließendes Wasser erinnert.
+++ Wasserkunst Kaltehofe kann kommen +++
Drinnen, in einem hohen Raum, in dem weiße Lamellen wie Stein gewordenes Wasser von der Decke hängen, ist hinter einem drei Meter hohen Mühlrad die eigentliche Wasserkunst untergebracht. Hier geht es um die Geschichte der Hamburger Brunnen, Fontänen und Kaskaden. "Die Brunnenkultur spielte in Hamburg eine große Rolle", sagt Architekt Andreas Heller. "Leider ist viel davon im Krieg verloren gegangen. Wir wollen sie den Besuchern wieder ins Gedächtnis rufen." Dafür beschäftigte das Studio Andreas Heller Architects & Designers, von dem die Idee und das Konzept für das Wasserkunst-Museum von Kaltehofe stammt, mehrere Bildhauer, die Statuen, Verzierungen und ganze Brunnen nachbildeten - teils in Originalgröße. Weil es auch um die Entstehung der Brunnen geht, werden die Exponate in unterschiedlichen Fertigungsstadien präsentiert. Da gibt es Detailstudien des imposanten Stuhlmannbrunnens und des Behnbrunnens, ein Modell der Kaskaden, die früher im Stadtpark standen, und ein fast raumhohes Modell des Rathausbrunnens, wie er ursprünglich geplant war, nämlich mit einer Merkur-Figur. "Während des Brunnenbaus brach die Choleraepidemie aus", sagt Historikerin Marija Madonic von Studio Heller. "Daher hat man Merkur, Gott der Wirtschaft, durch Hygienia, Göttin der Sauberkeit, ersetzt."
Durch einen weiteren unterirdischen Gang verlassen die Besucher das Brunnenmuseum. Nun können sie entweder im Café - je nach Wetter drinnen oder auf der Terrasse - Speisen aus der Region essen: einen Altländer Bratapfel etwa oder einen Braten vom Deichlamm. Oder sie begeben sich nach draußen. Dort können sie auf einem Naturlehrpfad die üppige Tier- und Pflanzenwelt von Kaltehofe kennenlernen, die sich in den 25 Jahren, in denen das Gebiet brachlag, hier angesiedelt hat.
In die Planungen für die Gestaltung der Elbinsel wurden Bürgervereine, Initiativen und Parteien einbezogen, einen entscheidenden Anteil hatte die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Fast fünf Jahre dauerte es, bis die verschiedenen Interessen - Rücksicht auf die Natur, Erhalt des Industriedenkmals, Wirtschaftlichkeit und ein Mehrwert für die Hamburger - unter einen Hut gebracht waren. Neun Millionen Euro hat die Realisierung gekostet, die Hälfte kam aus Konjunkturmitteln.