Ein Plädoyer von Kai-Hinrich Renner
Es gibt in Medienkreisen nicht wenige, die hinter vorgehaltener Hand Harald Schmidt prophezeien, er werde mit seiner neuen Late-Night-Show, deren erste Sendung heute um 23.15 Uhr auf Sat.1 läuft, grandios scheitern. Sein Konzept sei ja so etwas von 90er-, ach was, 80er-Jahre. Dieser ewig ironische Gestus. Das wolle doch wirklich kein Mensch mehr sehen.
Und dann diese peinliche PR in eigener Sache: Tatsächlich hat Schmidt in unzähligen Interviews landauf, landab verkündet, er sei der einzige Deutsche, der das Genre Late-Night-Show beherrsche. Redet sich hier ein Großmaul um Kopf und Kragen? Ach wo, der Mann hat schlicht und ergreifend recht. Und ohne Ironie geht Late Night nun mal nicht.
Es ist bereits jetzt absehbar, dass die Entscheidung des Ersten, wegen einer zusätzlichen Talkshow auf die Dienste Schmidts zu verzichten, eines Tages zu den gravierendsten Fehlleistungen in der Geschichte der ARD zählen wird. Selbst in seiner schwächsten Phase, der sogenannten Pocher-Periode, war Schmidt unterhaltsamer und amüsanter als alles, was sonst so durch die deutsche Fernsehlandschaft kreucht und fleucht.
Aber wissen sie das bei Sat.1 auch? Bekanntlich will der Meister drei- bis viermal die Woche auf den Schirm. Bisher darf er aber nur dienstags und mittwochs ran. Zusätzliche Sendeplätze müssen also her. Unbedingt! Denn Schmidt ist dann am besten, wenn er so richtig in der Tretmühle steckt.