Senat einigt sich mit Künstlern. Historisches Quartier in der City wird saniert
Hamburg. Die Stadt Hamburg und die Besetzer des Gängeviertels haben sich nach zwei Jahren auf einen Sanierungsplan für das einst vom Abriss bedrohte historische Areal in der Innenstadt (Valentinskamp/Ecke Caffamacherreihe) geeinigt. Die Kosten für die nun beschlossene Sanierung in den kommenden acht Jahren schätzt die Stadt auf etwa 20 Millionen Euro. Die Summe soll zu einem großen Teil aus Fördermitteln des Bundes bestritten werden. Die derzeitigen Bewohner werden an den Sanierungsplänen beteiligt. Sie erhalten ein Mitspracherecht bei der Bestimmung des Architekten. Zugesagt wurde auch, dass sie nach dem Abschluss der Arbeiten über den Kauf von Grundstücken und Gebäuden verhandeln können.
"Wir begrüßen vor allem die Planungssicherheit, die uns das nun getroffene Abkommen gibt", sagte Christine Ebeling von der Künstler-Initiative "Komm in die Gänge". Im Sommer 2009 hatte diese mit einer Besetzung der Gebäude bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die etwa 200 Kreativen wollten mit ihrer friedlichen Aktion auf den Verfall des Altstadtensembles aufmerksam machen. Das Gängeviertel ist ein übrig gebliebenes Stück Hamburg aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Insbesondere Arbeiterfamilien ließen sich damals in den eng bebauten Wohnquartieren nieder. Der Künstlerprotest erreichte, dass die Stadt das Areal von einem niederländischen Investor zurückkaufte. Er wollte das 7000 Quadratmeter große Grundstück ursprünglich in einen modernen Wohn- und Arbeitskomplex verwandeln. Jetzt sollen dort auch Sozialwohnungen entstehen.
Aus der Hamburger Politik und der Kultur gibt es zu dem Kooperationsvertrag positive Reaktionen. Joachim Lux, Intendant des Thalia-Theaters, bezeichnete das Abkommen als "wunderbares Zeichen für Hamburg. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass es tatsächlich dazu kommt." Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) freute sich, dass "Stadt und Künstler die Zukunft des historischen Quartiers nun gemeinsam gestalten". Jutta Blankau (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, sprach von einem "Vertrag auf Augenhöhe" und einem "großen Wurf".
Markus Schreiber (SPD), Chef des Bezirksamts Mitte, sagte, der Bezirk übernehme gern die Gesamtverantwortung für das Sanierungsverfahren. Auch die GAL lobte die Vereinbarung. Ihr stadtentwicklungspolitischer Sprecher, Olaf Dunge, sieht "die Grundlage für eine erfolgreiche Fortführung des Projekts gelegt". Das Abkommen sei nur möglich geworden, weil 2009 die "Stadtentwicklungsbehörde unter grüner Leitung den Abriss in letzter Minute verhindert" habe.
Bei aller Zustimmung sehen CDU und FDP auch offene Fragen. "Die Verwaltung des Geländes und der Umbau des Gängeviertels müssen weiterhin in der Hand der Stadt bleiben", sagte Jörg Hamann, CDU-Fachsprecher für den Bereich Stadtentwicklung. Der Verkauf des Grundstücks solle "unter allen Umständen" verhindert werden: "Dies muss eindeutig vertraglich geregelt und ausgeschlossen werden." Der stadtentwicklungspolitische Sprecher der FDP, Kurt Duwe, mahnte an, dass der Entwicklungsprozess "der parlamentarischen Begleitung" bedürfe - "es geht hier nämlich um beträchtliche Summen an Steuergeldern".