Deutsch-Afghanin verhüllt sich mit dem Hijab. Politiker: So kann sie nicht unterrichten
Hamburg. Eine junge Lehrerin, die an der Stadtteilschule Alter Teichweg (Hamburg-Dulsberg) in Kopftuch und bodenlangem Gewand unterrichtet, hat heftige Diskussionen in der Hansestadt ausgelöst. Lehrerkollegen kritisieren, dadurch seien "grundlegende Erziehungsprinzipien" gefährdet. Auch Hamburger Politiker sehen "eine Grenze überschritten". Die Schulbehörde hält sich bisher noch zurück. "Wir beobachten die Situation an der Schule", sagte Behördensprecher Peter Albrecht dem Abendblatt. "Wenn uns Konfliktpotenzial signalisiert wird, werden wir den Fall genauer prüfen."
Seit Beginn des Schuljahres trägt die deutsch-afghanische Lehrerin Muska N. während des Unterrichts einen sogenannten Hijab - eine Kopf- und Halsverschleierung, die nur das Gesicht frei lässt. Die Kopfbedeckung liegt auf einem bodenlangen Gewand auf. Muska N. wartet nach ihrem Lehramtsstudium auf einen Referendariatsplatz in Hamburg. Seit etwa einem halben Jahr unterrichtet die Muslimin aushilfsweise an der Schule Alter Teichweg. Nach Abendblatt-Informationen hat sie nach ihrer Hochzeit damit begonnen, den Hijab zu tragen, offenbar aus eigenem Antrieb. Ihr Ehemann soll dagegen sein. Weder Muska N. noch die Schulleitung wollten sich bisher öffentlich äußern. Allerdings gab es in einer Personalratssitzung deutlichen Unmut der Lehrerkollegen, die das Neutralitätsgebot für Pädagogen untergraben sehen. Vonseiten der Eltern sind dagegen noch keine Proteste bekannt geworden.
Rechtlich ist das Tragen eines Kopftuchs für Lehrerinnen in Hamburg zulässig. Anders als Bremen und Niedersachsen hat sich die Stadt während des bundesweiten Kopftuchstreits 2003 und 2004 gegen ein generelles Verbot entschieden. Damals hatte das Bundesverfassungsgericht geurteilt, dass die Länder ihren Lehrerinnen das Tragen eines Kopftuchs im Unterricht verbieten dürfen, wenn sie ein entsprechendes Gesetz erlassen.
Da Hijab und Gewand den Körper weitgehend verhüllen, sehen Politiker jetzt eine veränderte Lage. Der CDU-Schulexperte Robert Heinemann sagte dem Abendblatt: "Im Hamburger Schuldienst geht das nicht. Entweder verzichtet die Lehrerin auf den Hijab, oder sie kann nicht unterrichten." Es gebe Grenzen, so der Unionspolitiker. Ähnlich sieht es die FDP. "Es ist nicht hinnehmbar, dass eine Lehrerin verschleiert vor eine Klasse tritt", sagte die bildungspolitische Sprecherin der Liberalen, Anna von Treuenfels. Die Schulbehörde müsse darauf hinwirken, dass das Problem gelöst werde.
SPD-Fraktionschef Andreas Dressel sagte: "Wir sehen tatsächlich ein Problem, insbesondere wenn der Schulfrieden erkennbar gefährdet wird." Er hoffe aber, dass der Fall vor Ort gelöst werden könne. Eine generelle Debatte sei noch nicht nötig. Die Grünen dagegen würden eine solche breite Diskussion begrüßen. Die schulpolitische Sprecherin der GAL, Stefanie von Berg, sagte, Schulunterricht solle frei von religiösen Symbolen sein. Solange es aber kein Landesgesetz gebe, sei ein Kopftuchverbot durch die Schulleitung "nicht statthaft". Christiane Schneider (Linke) sagte, sie hoffe auf einen Kompromiss zwischen Lehrerin und Schule. Allerdings sei damit zu rechnen, dass der Fall vor dem Arbeitsgericht lande.