Abenteuer im Kopf: Maxima und Sinotando gehen erst seit Dienstag in Sasel zur Schule. Doch sie tüfteln schon an ihrer eigenen Geheimsprache.
Sasel. Sie gehen erst seit vier Tagen zur Schule, aber Maxima und Sinotando aus Sasel wissen schon genau Bescheid. Die Schule? Heißt Redder! Ihre Klassen? Sind die 1c und 1e. Und was ist das Schönste? "Meine Lehrerin hat gesagt, jetzt geht es los mit Lesen, Schreiben und Rechnen. Also nicht alles auf einmal, aber jeden Tag ein bisschen. Ich freu mich", sagt Maxima, 7. Ihr Freund Sinotando, 6, den viele einfach Tando nennen und der ein alter Kumpel aus Kindergartentagen ist, nickt. Lesen und Schreiben ist gut. Und Fußballspielen in der Pause ist auch nicht schlecht.
So wie Sinotando und Maxima geht es zurzeit 15 800 Schulanfängern in Hamburg. Sie alle ahnen, was sie erwartet - eine neue und aufregende Welt. "Nicht mehr lange, dann kann ich dir einen Brief schreiben, und du kannst ihn lesen", sagt Maxima. Oha, gleich ein Brief. Was da wohl drinsteht? "Das ist doch unser Geheimnis", sagt Maxima und ist ehrlich entrüstet. Vielleicht steht ja drin, dass sie eine Geheimsprache erfinden sollten. Bisher haben die beiden sich mit einer geheimen Zeichensprache verständigt. Aber da geht noch mehr.
Sie kommen ins Überlegen. Vielleicht wäre eine Geheimsprache auf Englisch noch besser. Das kann Sinotando nämlich ganz gut, weil seine südafrikanische Mutter es mit ihm spricht. Da würde er Maxima auch helfen können, aber seine Freundin ist schon wieder einen Schritt weiter. Spanisch ist die Lösung. "Das können nämlich noch weniger als Englisch, und ich kann schon ein Wort." Welches denn? "Atencion. Das heißt Achtung." Woher kennst du das denn? "Das stand im Urlaub auf einem Schild am Pool." Und woher weißt du, was da stand? "Das habe ich gelesen." Wie gelesen? "Na einfach so: A, T, E und so." Ach so.
+++ Das schönste Versprechen, das die Schule geben kann +++
Wer zur Schule geht, der muss keine Postkarten mehr malen, der kann sie endlich schreiben. Aber nicht nur der beste Freund soll Post bekommen. Wie wäre es denn mit einem Brief an den Bürgermeister? Eine gute Idee, finden die Kinder: "Wie heißt der denn?" Olaf Scholz. "Also, da würde ich schreiben: Lieber Herr Scholz, ich möchte nicht so viele schlechte Fabriken, weil, die machen die Luft so schlecht. Nur gute Energiewerke und ganz viele Windräder. Kannst Du da was machen? Deine Maxima".
Sinotandos Gedanken wandern, nicht so ganz überraschend, aus dem Rathaus in die Imtech-Arena. Er würde lieber an den HSV-Trainer schreiben: "Lieber Herr Oenning, Mladen Petric soll spielen, der ist echt gut. Und könnt Ihr in diesem Jahr Meister werden? Dein Sinotando".
Alternative Energiequellen und Arena. Der Anfang ist gemacht, denn das A haben sie bereits gelernt. "Ich weiß sogar, dass es ein langes A wie bei Aaaameise und ein kurzes A wie bei Affe gibt", sagt Maxima. Jetzt fehlt nicht mehr viel, und der Brief kann eingeworfen werden.
Olaf Scholz: "Ich musste zu Hause immer üben"
Die nächste Herausforderung wäre dann ein Buch. "Ich würde über Dinosaurier schreiben. Ein Wissenschaftler-Buch", sagt Sinotando. Mit Dino-Büchern kennt er sich aus. Als Vorschüler konnte er sich in "Tonis Lesewelt", der Bücherei an seiner Schule, regelmäßig welche ausleihen. Seine Entscheidungen traf er bisher nach intensivem Studium des Covers und der schönsten Bilder. Aber das hat bald ein Ende. Dann wird er auch nicht mehr von seinen Eltern als Vorleser abhängig sein. Ein erstrebenswertes Ziel, findet auch Maxima: "Ich werde dann meiner kleinen Schwester Rosa die Geschichten vorlesen. Dann kann Mama in Ruhe mit Papa quatschen", sagt Maxima.
Zuvor aber muss gelernt werden. Und dass das nicht so einfach wird, wissen die beiden. Ihre Namen können sie schon schreiben, aber wie herum beginnt noch mal das S? "Bei mir sieht es manchmal aus wie eine 3", sagt Sinotando. Mit der schnörkeligen Schulausgangsschrift, so wie sie ihre Eltern noch lernten, wäre das S nicht so ein Problem, aber dass die in Hamburg an manchen Schulen gerade abgeschafft wurde, wissen sogar die Schulanfänger. Maxima: "Da habe ich mich geärgert, weil ich diese Schreibschrift schon ein bisschen kann."
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Wer weiß, vielleicht taugt dieses Wissen ja noch für das Projekt Geheimsprache: Spanisch in Schreibschrift.
In der Montag-Ausgabe lesen Sie eine Reportage aus der 1. Klasse der Rudolf-Roß-Schule und über die Methoden des Lernens.