Hamburg. Das Schuljahr hat kaum begonnen, da gibt es Neues von den Schulschwänzern: Deren Zahl steigt in Hamburg immer weiter an. Registrierte die Schulbehörde 2008 noch 880 Schulpflichtverletzungen, gab es 2010 in der Hansestadt 1270 Fälle. Das bestätigte Behördensprecher Peter Albrecht. Dabei seien die Mittel gegen den sogenannten Schulabsentismus und Hilfsangebote für Schüler mit schulischen oder familiären Problemen vielfältig.

In Hamburg werden die Verstöße gegen die Schulpflicht von den jeweiligen Schulen erfasst. Die pädagogischen und rechtlichen Maßnahmen reichen von einem Gespräch über Zwangs- und Bußgeld bis hin zur Strafanzeige mit Hausdurchsuchung.

2010 wurde in Hamburg 834-mal die Zahlung eines Bußgeldes wegen Schulabsentismus verlangt. „Das geht bei 100 Euro los und orientiert sich in der Folge dann an der Häufigkeit der Wiederholungen des Verstoßes“, sagte Albrecht.

Bei permanentem Schwänzen kann die Schulleitung die Regionalen Beratungs- und Unterstützungsstellen (Rebus) einschalten. Der prozentuale Anteil von anhaltenden Schulpflichtverletzungen an der Gesamtheit aller Fälle beträgt knapp 36 Prozent. Rebus betrachtet jeden dieser Fälle einzeln, durchleuchtet das familiäre Umfeld und meldet Jugendämtern gegebenenfalls Hinweise auf Kindeswohlgefährdung.

Sollten die Jungen und Mädchen dann immer noch schwänzen, werden die Eltern zur Rechenschaft gezogen. Auch könne eine Haftstrafe für strafmündige Kinder nicht mehr ausgeschlossen werden, sagte Albrecht.

Niedersachsen und Bremen unterhalten Programme mit verschiedenen Maßnahmen, die Bildungsmuffel zur regelmäßigen Teilnahme am Unterricht motivieren sollen, wie Sprecher der Bildungsressorts beider Länder sagten. Das Spektrum reicht von Gesprächen mit Eltern und Schülern über außerschulische Projekte bis hin zur Kooperation mit der Polizei. In Niedersachsen können auch Bußgelder verhängt werden.

Die Erfahrungen seien positiv, sagte eine Sprecherin des Senats für Bildung in Bremen. Seit Einführung des Programms sei die Zahl der Verweigerer in Bremen deutlich zurückgegangen und bewege sich nun konstant bei etwa 500 Schülern im Jahr.

In Schleswig-Holstein liegen dem Kieler Bildungsministerium keine aktuellen Zahlen zu Schulschwänzern vor. Laut einer 2007 vorgestellten Studie fehlten jedoch 13 Prozent der Haupt- und 20 Prozent der Förderschüler an mehr als zehn Tagen pro Schulhalbjahr. Das Schulgesetz des Landes erlaubt es in schwerwiegenden Fällen, auch Geldbußen gegen die Eltern von latenten Schulschwänzern zu verhängen und diese von der Polizei zum Unterricht bringen zu lassen.