Die USA bekommen ihre marode Wirtschaft nicht in den Griff

Die Vereinigten Staaten haben aus der Weltwirtschafts- und Finanzmarktkrise nichts gelernt. Die größte Volkswirtschaft der Welt treibt ihre Verschuldung voran wie ehedem. Bis Anfang August muss die Obergrenze für die Staatsverschuldung vom Kongress erneut erhöht werden. Derzeit liegt sie bei 14,3 Billionen Dollar - 14 300 Milliarden. Andernfalls droht der Zentralregierung in Washington die Zahlungsunfähigkeit. Die aktuelle Schuldenlast ist der höchste Wert in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Optimisten weisen darauf hin, dass es den USA noch immer gelungen sei, ihre Verschuldung wieder zurückzufahren, zuletzt in den 90er-Jahren während der Regierungszeit von Präsident Bill Clinton. Wenig allerdings spricht dafür, dass sich alte Erfolgsgeschichten an der Schuldenfront heute wiederholen lassen.

Die Terroranschläge des 11. September 2001 haben alles verändert, vor allem auch den Militärhaushalt der Vereinigten Staaten. Er ist so groß wie nie, und eine Trendwende - etwa ein kompletter Abzug der USA aus Afghanistan - ist nicht abzusehen. Doch auch ungeachtet dieser geostrategischen Hypothek sind die USA des Jahres 2011 weit von denen der 90er-Jahre entfernt. Jahrzehntelang war das Land die dynamischste Volkswirtschaft der Welt. Die Globalisierung des Welthandels und die Ausbreitung einer arbeitsteiligen Industrie bis in die letzten Winkel der Erde gehen letztlich vor allem auf den Schwung Amerikas zurück. Derzeit aber sind die USA ein schlapper Riese, während China und andere asiatische Staaten wirtschaftlich rasant aufholen.

Die Beharrungskräfte sind in Amerika stärker als die der Modernisierer. Der Politik gelingt es nicht, ein gerechteres Steuersystem einzuführen, das die Spitzenverdiener stärker heranzieht. Die Vereinigten Staaten ignorieren weitgehend die immensen Chancen, die ein Ausbau der erneuerbaren Energien gerade diesem riesigen sonnen- und windreichen Land bietet. Letztlich ist die US-Wirtschaft insgesamt veraltet - amerikanische Unternehmen produzieren zu wenige Güter, die Menschen brauchen und kaufen.

Stattdessen setzt das Land weiterhin auf Konsumismus und steigende Verschuldung und nimmt als einen Preis dafür eine wachsende Zahl armer Menschen in Kauf. Bedenklich ist das vor allem deshalb, weil Barack Obama vor allem mit dem Charisma des Erneuerers Präsident geworden ist. Leider konnte er diese Strahlkraft bislang nicht in wirtschaftliche Stärke verwandeln.