Bei seinem früheren Arbeitgeber nannten sie ihn "The Hurricane". Andrew Jennings galt in der südafrikanischen Kaufhauskette Woolworth als ein knallharter Sanierer, der kaum einen Stein auf dem anderen ließ. Doch als Chef von Karstadt verbreitet der gebürtige Brite bislang allenfalls eine leichte Brise.

Seine Strategie für die traditionsreiche Warenhauskette enthält wenig Neues und viele Allgemeinplätze. Am Kunden will er sich orientieren. Ja, woran auch sonst? Das Internetgeschäft soll ausgebaut werden. Sicher, aber damit ist Karstadt verdammt spät dran. Die Mitarbeiter sollen mehr Verantwortung bekommen. So, so.

Sicher macht es Sinn, die in die Jahre gekommenen Warenhäuser zu modernisieren, den Modebereich zu stärken und dafür den ohnehin verlorenen Kampf um die Unterhaltungselektronik aufzugeben. Besser wäre es allerdings, wenn der Chef diese Ausrichtung auf Mode und Lifestyle noch konsequenter vorantreiben und vor allem eine klar umrissene Zielgruppe definieren würde, an die sich Karstadt künftig wendet. Sonst bleibt das Unternehmen im Image eines Gemischtwarenhändlers stecken.

Aus Hamburger Sicht ist es zumindest beruhigend, dass sich der Chef klar zum Alsterhaus und den anderen Nobelkaufhäusern im Konzern bekennt und damit allen Spekulationen über eine mögliche Abspaltung eine Absage erteilt. Man wird sehen, was diese Worte wert sind, wenn im kommenden Jahr der Sanierungstarifvertrag ausläuft und damit auch die mit der Gewerkschaft ausgehandelte Standortgarantie.