Die Verschiebung des neuen Hafenentwicklungsplans erschien zunächst aus der Not geboren. Der schwarz-grüne Senat hatte sich in der Endphase seiner Regentschaft um die Jahreswende herum mit der Hafenwirtschaft überworfen, die Unternehmen fühlten sich bei der Ausarbeitung nicht genügend gefragt. Diese Hypothek wollte der neue SPD-geführte Senat abstreifen und eröffnete die Diskussion neu. Zu Beginn des kommenden Jahres anstelle dieses Frühjahrs soll das Werk nun vorliegen.
Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) macht die Not der Verspätung zur Tugend der Erkenntnis. Seit dem Regierungswechsel im Rathaus hat sich die Welt um Hamburg herum deutlich verändert. Und kaum irgendwo wird das so sichtbar wie bei der Neuausrichtung der deutschen Energiewirtschaft nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima.
Eine Energieversorgung ohne Atomkraft und womöglich mit deutlich weniger Kohlekraftwerken stellt die hiesige Wirtschaft und die Entwickler vor enorme Herausforderungen. Für Deutschlands größten Seehafen könnten daraus aber auch große Chancen erwachsen - als ein norddeutscher Knotenpunkt für Elektromobilität, als Importhafen und Rohstofflager für Biomassekraftwerke, als logistischer Faktor für den Aufbau neuer Windparks und Stromtrassen.
Ein Nachteil kann es nicht sein, die mittelfristige Entwicklung des Hafens in ihrer schriftlich fixierten Form um einige Monate zu verschieben. Schließlich liegt die Stärke des Hamburger Hafens traditionell auch in seiner Kraft zum Wandel.