Auf den ersten Blick wirken die Zahlen ausgesprochen imposant, die ECE-Chef Alexander Otto gestern vorlegte. 20 neue Einkaufszentren will das Hamburger Unternehmen bauen, das Expansionstempo scheint ungebrochen zu sein. Doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Lage für den europäischen Marktführer in den vergangenen Jahrzehnten fundamental verändert hat. Als der Vater des Firmenchefs, die Versandhandelslegende Werner Otto, das Unternehmen in den 60er Jahren gründete, waren Shoppingcenter noch etwas revolutionär Neues für die Bundesbürger. Rasant ging es aufwärts, überall auf der Grünen Wiese entstanden nach amerikanischem Vorbild neue Einkaufszentren, die Stück für Stück die Warenhäuser verdrängten.
Heute aber gibt es in großen Städten wie Hamburg längst ein Überangebot an Einzelhandelsflächen. ECE drängt daher in immer kleinere Orte und gerät dort in Konflikt mit den ansässigen Geschäftsleuten. Oft wirkt ein neues Einkaufszentrum wie ein Staubsauger. Die Kunden strömen ins neue Center und lassen die traditionellen Einkaufsstraßen links liegen.
Daher ist es zu begrüßen, dass ECE neue Einkaufszentren jetzt vor allem im Ausland bauen möchte und sich in Deutschland auf die Modernisierung und Erweiterung bestehender Standorte konzentriert. Laut der Marktforschungsgesellschaft GfK besteht bei etwa der Hälfte aller deutschen Einkaufszentren akuter Renovierungsbedarf. Das ist zwar nicht so spektakulär wie der Bau neuer Center. Für die ist deutsche Einzelhandelslandschaft ist es aber gesünder.