Da mag manchen das Frühstücksbrötchen aus der Hand fallen: Deutschland wird von den Vereinten Nationen in einem Staaten-Bericht zur sozialen Lage angeprangert, weil zum Beispiel 25 Prozent der Schüler ohne Frühstück zum Unterricht erscheinen oder unseren wackeren Beamten das Streikrecht vorenthalten wird! Haben die keine anderen Sorgen?
Doch, haben die. Und zwar ganz massive in vielen Staaten der Welt. Im direkten Vergleich mit denen herrschen hier geradezu paradiesische Zustände. Nur ist unser Vergleichsmaßstab nicht Burkina Faso oder Usbekistan. Messen müssen wir uns an vergleichbaren Industriestaaten und vor allem an unseren eigenen Werten, Maßstäben und Möglichkeiten. Dass die soziale Schere sich hierzulande weiter öffnet, dass Armut existiert - auch wenn die anders aussieht als in der Dritten Welt - und dass es Probleme mit Migranten und Asylbewerbern gibt, ist nicht die Erfindung weltfremder Uno-Bürokraten oder eine bloße Retourkutsche der Unterprivilegierten in internationalen Gremien.
Auch in Deutschland gibt es noch vieles zu verbessern. Das wird auf politischen Veranstaltungen und in den Medien in schöner Regelmäßigkeit eingefordert. Im Klagen sind wir schließlich Weltmeister. Nur wenn andere auf unsere Problemzonen hinweisen, reagieren wir gelegentlich allergisch.