Prof. Heinz Lohmann, 62, war Chef des Landesbetriebs Krankenhäuser in Hamburg, ist heute Gesundheitsunternehmer

Hamburger Abendblatt:

1. Wie beurteilen Sie die Arbeit von Prof. Jörg F. Debatin, der das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) nach acht Jahren als Ärztlicher Direktor verlässt?

Heinz Lohmann:

Zunächst habe ich großes Verständnis für seine Entscheidung, nach acht Jahren intensiven Engagements sich einer neuen beruflichen Herausforderung mit mehr unternehmerischer Verantwortung zu stellen. Für das UKE ist dieser Entschluss ein erheblicher Einschnitt. Denn Prof. Debatin hat das UKE in einer außerordentlich schwierigen fachlichen und wirtschaftlichen Situation übernommen. Er hat ein äußerst anspruchsvolles Modernisierungsprogramm aufgelegt und konsequent verfolgt. Das ist nicht in jedem Punkt ohne Widerspruch geblieben. Er hat sich davon aber im Interesse des UKE nicht beirren lassen.

2. Wie groß ist der Spagat für eine Uniklinik zwischen optimaler Krankenversorgung und wissenschaftlicher Forschung?

Lohmann:

Ohne funktionierende Krankenversorgung ist wissenschaftliche Forschung in der Medizin schwer denkbar. Deshalb hat sich das UKE richtigerweise auf die Professionalisierung des Klinikbetriebes konzentriert. Richtig ist, dass in letzter Zeit die Forschung profiliert wurde. In diesem Bereich sind aber weitere Schritte erforderlich.

3. Wo steht das UKE bundesweit im Vergleich der Unikliniken?

Lohmann:

Unbestritten ist das UKE eine der innovationsfreudigsten Unikliniken in Deutschland. Dazu hat die tatkräftige Arbeit von Prof. Debatin maßgeblich beigetragen. Die medizinische und wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre findet inzwischen bundesweit und darüber hinaus Anerkennung.

4. Welche Bedeutung hat das UKE für Hamburg?

Lohmann:

Die Gesundheitswirtschaft wird für Hamburg zunehmend wichtiger, dabei wird das UKE eine immer bedeutendere Rolle einnehmen. Das gilt für die Zukunft der Medizin in dieser Stadt genauso wie für das wirtschaftliche Wachstum und die Schaffung qualifizierter und sicherer Arbeitsplätze.

5. Welchen Rat haben Sie für die zuständige Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt, was die Nachfolge von Prof. Debatin als Ärztlichem Direktor des UKE angeht?

Lohmann:

Für Hamburg wird es nicht einfach werden, die Nachfolge auf diesem Posten erfolgreich zu gestalten. Der Markt für ärztliche Spitzenmanager ist äußerst begrenzt. Wichtig wäre es aus meiner Sicht, eine innovative und mutige Persönlichkeit zu berufen. Vielleicht kann das ja auch zum ersten Mal eine Frau auf solch einer wichtigen Position sein.