Norddeutsche haben eine größere Sehnsucht nach Sonne als die Süddeutschen. Die Chancen auf einen Super-Sommer stehen nicht schlecht.

Hamburg/München. Die meisten Deutschen suchen die Sonne, weil sie sich dabei wohlfühlen und braun werden wollen. Die Bildung von Vitaminen und Energietanken spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Wer lässt sich jedoch lieber unter der Sonne brutzeln: Die Nord- oder Süddeutschen? Eine repräsentative Forsa-Umfrage ergab unter 1002 Menschen im Auftrag der Krankenkasse KKH-Allianz, dass Norddeutsche eine größere Sonnensehnsucht haben als Süddeutsche.

In Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen lassen sich zwei Drittel der Befragten gerne brutzeln. Die Süddeutschen sind hingegen eher Sonnenmuffel: Nur jeder Zweite in Bayern und Baden-Württemberg legt sich gerne in die Sonne. Unter den Sonnenanbetern in Bayern gehen 28 Prozent häufig in die Sonne, 21 Prozent selten und 51 Prozent ab und zu. Bundesweit überwiegt die Zahl der Sonnensucher: 57 Prozent nehmen zumindest manchmal ein Sonnenbad.

Jeder vierte Sonnenliebhaber verzichtet laut der Umfrage auf Sonnencreme oder Sonnenöl. Nur etwa ein Drittel bedeckt besonders empfindliche Körperstellen wie Arme oder Beine mit Kleidung. Zwischen den Altersgruppen gibt es deutliche Unterschiede: Bei den 16- bis 29-Jährigen finden sich 81 Prozent Sonnenanbeter, bei der Generation 50 plus lediglich 44 Prozent.

Die Chancen für einen Super-Sommer sind nicht schlecht

Am Dienstag hatte ganz Deutschland viel Zeit zum Sonnenbaden. Mit Temperaturen von mehr als 35 Grad heizte das Hoch "Gertrud" richtig ein: Der Dienstagnachmittag war der heißeste Tag im Jahr und hat den Montag an Temperaturen sogar noch übertroffen. Vereinzelt seien im Südwesten 37 Grad gemessen worden, berichtete der Deutsche Wetterdienst (DWD) in Stuttgart, in Duisburg kletterte das Quecksilber auf 36 Grad. Sogar auf der Nordseeinsel Norderney wurde die 30-Grad-Marke überschritten. In Hamburg stiegen die Temperaturen immerhin bis auf 29 Grad Celsius. Im Süden und Osten war es nicht ganz so heiß. Doch schon am Mittwoch sollen heftige Gewitter die Hitzewelle beenden. Es wird wieder kühler - das selbe Spiel wie letzte Woche. Ob es mit dem Auf und Ab so weitergeht, ist offen. Aber ein Super-Sommer ist nicht ausgeschlossen. In diesen Tagen entscheidet sich, wie das Wetter in den nächsten Wochen wird. Die Bauernregel, nach der „das Wetter vom Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“, ist dafür tatsächlich ein Anhaltspunkt. Der Tag ist benannt nach sieben Märtyrern, die im fünften Jahrhundert aus 195-jährigem Schlaf erwachten. „Die Trefferquote ist zwar weit von der „perfekten“ Vorhersage entfernt, liegt allerdings deutlich über dem Zufall“, sagte Meteorologe Ansgar Engel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag. In Süddeutschland trifft die Regel in 60 bis 70 Prozent der Jahre zu.

Der 27. Juni ist aber das falsche Datum, denn nach der Kalenderreform von 1582 ist Siebenschläfer am 7. Juli. „Die für die Witterung im Hochsommer möglicherweise entscheidenden Weichen werden also erst um diesen Termin herum gestellt. Und bis dahin kann sich ja noch einiges tun“, sagte Engel.

Offenbar wussten schon die Altvorderen, dass sich Ende Juni/Anfang Juli das Wetter stabilisiert. Wichtigste Akteure seien die Sonne und der Jetstream in zehn Kilometern Höhe, erläuterte DWD-Meteorologe Engel. Anfang Juli habe sich ein Gleichgewicht der Strömungen eingestellt, die energetische Verteilung spiele sich ein, und da die Atmosphäre träge reagiere, bleibe alles einige Wochen stabil. „Erst wenn die Sonne deutlich schwächer wird, fängt das Ganze an zu kippen.“

Bis zur Sommersonnenwende am 21. Juni wurden die Tage länger, seitdem lässt die Sonneneinstrahlung nur allmählich nach. Wie ein Elektroherd brauchen Ozeane und Landmassen eine Weile, bis sie sich erwärmen, dann halten sie die Temperatur auch, wenn die Energiezufuhr schwächer wird. Besonders träge sind die Ozeane, die erst im August am wärmsten sind.

Super-Sommer vom Jetstream abhängig

Ob es viel oder wenig regnet, hänge vom Jetstream ab, der den Lauf der Tiefdruckgebiete beeinflusst, erläutert Meteorologe Engel. Wenn dieser Luftstrom weit nördlich über Skandinavien verläuft, bedeutet das für Deutschland schönes Wetter. Rutscht er nach Süden, können Tiefs vordringen. „Dann ist es in Deutschland wechselhaft – eben ein typisch mitteleuropäischer Sommer“, sagte Engel. Dabei könne es aber durchaus warm sein.

In seinem Jahreszeitentrend sagt der DWD auf der Basis von Computermodellen eine 75-prozentige Chance für einen „warmen“ Sommer voraus. Für Ferienplanungen hilft das nicht weiter: Ob bei Regen oder Sonnenschein, lässt sich nämlich nicht berechnen. „Die Atmosphäre stellt ein im physikalischen Sinne chaotisches System dar, welches sich eben nicht perfekt vorhersagen lässt, sondern nur eine Wahrscheinlichkeitsvorhersage zulässt. Das schließt gelegentliche Fehlvorhersagen ein“, erklärte Engel. (abendblatt.de/dpa)