Es gibt gute Gründe, heute bei Airbus auf Finkenwerder die eine oder andere Flasche Champagner zu öffnen. Die Luftfahrtmesse im französischen Le Bourget bescherte dem Flugzeughersteller einen kaum für möglich gehaltenen Auftragsrekord. 730 Maschinen im Gesamtwert von rund 50 Milliarden Euro wurden von Fluggesellschaften rund um den Globus geordert. Besonders erfreulich: Die neue treibstoffsparende Variante des A320 ist der Verkaufsschlager, kommt bei den Kunden folglich besonders gut an. Ingenieurskunst und exzellentes Marketing made in Europa sichern Arbeitsplätze - nicht zuletzt in den norddeutschen Werken. Airbus ist neben dem Hafen zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor Hamburgs geworden. Und die Erfolge in Le Bourget haben die ökonomische Bedeutung des Unternehmens noch vergrößert.
Umso wichtiger ist es nun, dass Ruhe auf Finkenwerder einkehrt. Der Streit um Leiharbeiter, Outsourcing und eine langfristige Beschäftigungssicherung muss ein schnelles Ende finden. Auf einen Arbeitskampf sollten es beide Seiten - Unternehmensleitung und Betriebsrat - nicht ankommen lassen. Selbstverständlich ist die Kritik der Belegschaft an allzu langen Leiharbeitsverträgen berechtigt. Andererseits braucht das Unternehmen Flexibilität, muss auf unvorsehbare Ereignisse wie Terroranschläge oder Naturkatastrophen, die zu Absatzeinbrüchen führen, reagieren können. Die Luftfahrt ist ein fragiles Geschäft. In der nächsten Konjunkturdelle könnte so mancher Auftrag wieder storniert werden. Mit dem Rückenwind von Le Bourget sollte ein Kompromiss zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung leichter fallen.