Der Ex-Miteigner von Tchibo, Günter Herz, und seine Schwester übernehmen 40 Prozent der in Hamburg gegründeten Restaurantkette.
Hamburg. Günter Herz, der frühere Mitinhaber des Hamburger Kaffeerösters Tchibo, hat lange gesucht. Er und sein 20 Mitarbeiter starkes Team haben die Übernahme des Bekleidungsherstellers Jack Wolfskin geprüft und verworfen. Auch Bilanzen von anderen Firmen wurden studiert. Jetzt kann er wenigstens einen Teil des auf sechs Milliarden Euro geschätzten Vermögens anlegen, das ihm und seiner Schwester Daniela Herz-Schnoeckel gehört.
Die Gesellschaft Mayfair, in der die beiden Geschwister ihre Aktivitäten bündeln, hat 40 Prozent der 2002 in Hamburg gegründeten Restaurantkette Vapiano erworben. Verkäufer war der Hamburger Unternehmer Gregor Gerlach, dem auch das Side-Hotel in der Stadt gehört. Die restlichen 60 Prozent der Kette mit 95 Filialen und mehr als 103 Millionen Euro Umsatz halten weiterhin Gerlach und der Unternehmer Jochen Sander. Er gehört zum früheren Eigentümerkreis des 2003 an Procter & Gamble verkauften Darmstädter Haarspezialisten Wella.
"Herr Gerlach ist ein starker Unternehmer, der mit Vapiano ein einzigartiges Konzept entwickelt hat, das über die Grenzen von Deutschland hinaus erfolgreich ist. Wir sind stolz, ein solches Unternehmen zu begleiten, und haben hohe Erwartungen an die weitere langfristige Entwicklung", sagte Günter Herz, 70. Weder er noch Gerlach wollten den Kaufpreis nennen. Vapiano hat eine neue Kategorie in der Systemgastronomie entwickelt. Wie bei McDonald's und Co. muss der Kunde zwar sein Essen selbst abholen - aber es wird vor seinen Augen frisch zubereitet. Der Rechnungsbetrag wird auf einer Chipkarte gespeichert. Bezahlt wird am Ausgang beim Verlassen des Lokals. Angeboten werden unter anderem Pasta, Salate und Pizzen. Das Unternehmen ist bereits mehr oder weniger stark auf vier Kontinenten vertreten und hat zudem 44 Filialen in Deutschland. Herz, dessen Vertreter nun in den Aufsichtsrat von Vapiano entsandt werden sollen, will die Internationalisierung weiter vorantreiben. Aber auch im Inland sollen weitere Restaurants hinzukommen. Selbst in Hamburg sehen Günter und Daniela Herz noch Potenzial. "Wir prüfen gerade einen weiteren Standort in der Hansestadt", sagte Mayfair-Manager Hinrich Stahl dem Abendblatt. Insgesamt kann er sich in Hamburg "sechs bis zehn Standorte" von Vapiano vorstellen. Derzeit gibt es drei Lokale in der Stadt an der Elbe.
Michaela Herz, die Tochter von Günter und Uta Herz, hat bereits Erfahrung mit dem Verkauf von Nudeln gesammelt. 2002 eröffnete sie am Gänsemarkt ihr Lokal Pastino, in dem es neben Kaffeespezialitäten auch Pasta gab. Nach einigen Jahren schloss Pastino wieder, heute sitzt die Coffeeshop-Kette Starbucks in den Räumlichkeiten.
Günter und Daniela Herz haben einen Großteil ihres Vermögens durch den Verkauf ihrer Anteile an dem Kaffeeröster Tchibo bekommen. Im Jahr 2002 gaben sie ihre Beteiligung an die Geschwister Michael, Wolfgang und den inzwischen verstorbenen Bruder Joachim Herz ab. Zuvor gab es einige Jahre lang Streit in der Familie über die künftige Ausrichtung des Geschäfts, zu dem damals neben Tchibo auch der Zigarettenhersteller Reemtsma und eine Beteiligung an Beiersdorf gehörten. 2002 konnte selbst Mutter Ingeburg Herz nicht mehr vermitteln. Reemtsma wurde verkauft, Günter und Daniela Herz wurden mit vier Milliarden Euro ausgezahlt.
Michael und Joachim übernahmen danach die Mehrheit am Nivea-Hersteller Beiersdorf, Günter verleibte sich für 550 Millionen Euro den Schiffsklassifizierer Germanischer Lloyd ein, der allein in Hamburg 1600 Mitarbeiter beschäftigt. Günter Herz' Sohn Christian sitzt dort im Aufsichtsrat. Einen Coup hatten Günter und Daniela mit Puma gelandet. Seit 2003 kauften sie diverse Male Aktien des Sportartikelherstellers, 2007 verkauften sie ihr 27-prozentiges Paket mit einem Gewinn von 800 Millionen Euro. Jetzt wollen die Geschwister mit Vapiano Erfolg haben.