Die Überfälle der Piraten am Horn von Afrika haben längst eine Dimension erreicht, die sie zu einem weltweiten Problem machen. Milliardenschäden, verletzte, gefolterte und getötete Seeleute und gekaperte Schiffe, von denen aus die Seeräuber ihre kleinen Schnellboote einsetzen, sind dafür deutliche Zeichen. Offensichtlich haben sich an Land inzwischen Kriminelle so gut organisiert, dass Experten von einer industriellen Dimension sprechen. Der Aktionsradius der Räuber reicht mit immer größeren Mutterschiffen in immer weitere Seegebiete hinein.
Leidtragende dieser Entwicklung sind die Seeleute. Sie müssen nicht nur die Überfälle fürchten. Auch ihre Retter können ihnen gefährlich werden. So kamen bei den Angriffen der indischen Marine auf drei von den Piraten genutzte Mutterschiffe mehrere Geiseln an Bord ums Leben. Anders als die indische darf die deutsche Marine nicht eingreifen, wenn auf diese Weise Opfer in Gefahr geraten. Das ist mit Blick auf die Sicherheit gut so.
Noch besser wäre es, wenn sich die Staaten für die Marineeinsätze auf ein abgestimmtes Vorgehen einigen könnten. Solche Regeln würden die Probleme der Helfer im Ernstfall reduzieren und wären ein Warnzeichen für die Piraten. Zudem muss ein klares Konzept her, wie in Somalia wirtschaftlich und politisch geholfen werden kann. Die Menschen in dem Land müssen wieder an ihre Zukunft glauben und nicht in der Kriminalität die letzte Chance sehen. Es geht um viel vor der Küste Somalias. Freie und sichere Schifffahrtswege sind die Hauptschlagadern der Globalisierung.