Mit der Wahl von Marcus Weinberg zum neuen Parteivorsitzenden hat die Hamburger CDU den personellen Umbruch an ihrer Spitze vorerst abgeschlossen. 71 Prozent sind auf den ersten Blick kein tolles Wahlergebnis. Doch nach den Turbulenzen im Vorfeld, den Rücktritten, der Wahlschlappe, der Diskussion über geeignete Kandidaten und der Mitgliederbefragung, aus der Weinberg mit 37 Prozent als Sieger hervorgegangen war, hätten deutlich mehr als 71 Prozent unehrlich gewirkt.

Mit dem erfahrenen Bundestagsabgeordneten Weinberg hat sich die CDU für einen Politikprofi entschieden. Zwar kann der Altonaer die Partei nicht mitreißen wie einst Ole von Beust, aber er weiß, was jetzt zu tun ist - viele Gespräche führen, das Vertrauen der Mitglieder in die Führung zurückgewinnen und eine neue inhaltliche Basis erarbeiten. Dass Weinberg sich auf einer "Bergetappe" sieht, spricht für seinen Realitätssinn. Große Erfolge für die CDU lauern nicht hinter der nächsten Kurve, auch nicht hinter der übernächsten.

Eine wichtige Frage ist jetzt, ob die CDU sich weiter als liberale Großstadtpartei in der Tradition von Beusts begreift oder als konservative Alternative zur SPD. Dass sich nach Fraktionschef Dietrich Wersich nun mit Weinberg ein weiterer Vertreter des Beust-Lagers durchgesetzt hat, ist ein Hinweis darauf, wie die Partei tickt.