Der Leerstand in der HafenCity ist fast doppelt so hoch wie in der Innenstadt. Die SPD spricht von Fehlplanung und fordert mehr Wohnungen.
Hamburg. Es ist Hamburgs Stadtviertel der Zukunft, aber die Gegenwart macht noch große Probleme: In der HafenCity stehen etwa 17,5 Prozent der verfügbaren 540.000 Quadratmeter Bürofläche, also rund 95.000 Quadratmeter, leer - rechnerisch fast jedes fünfte Büro. Das geht aus dem Marktbericht des Immobiliendienstleisters Grossmann & Berger hervor.
Zum Vergleich: In der Hamburger Innenstadt beträgt der Leerstand in den Büros laut Grossmann & Berger nur rund zehn Prozent.
Die SPD übt scharfe Kritik. "Der Bürogebäudeanteil in der HafenCity ist eine Fehlplanung. Das wird durch die aktuellen Leerstände deutlich bestätigt", sagte SPD-Stadtentwicklungsexperte Andy Grote dem Abendblatt. Im neuen Stadtteil werde am laufenden Band Büroraum gebaut, der weit über den tatsächlichen Bedarf hinausgehe. Grote fordert, es müsse nun dringend umgeplant und der Wohnungsanteil gesteigert werden. Auch Axel Kloth, Vorsitzender des Immobilienverbandes Deutschland IVD - Region Nord, sagte: "Es entsteht an diesem Standort mehr Büroraum, als zurzeit gebraucht wird."
Erst am Sonnabend war bekannt geworden, dass das weltweit agierende Softwareunternehmen SAP seinen Standort am Großen Grasbrook verlassen und mit rund 400 Mitarbeitern nach Rotherbaum ziehen wird.
Besonders dramatisch ist die Lage im Überseequartier der HafenCity. Hier sind zurzeit rund 32.500 Quadratmeter Bürofläche verfügbar - und davon stehen noch etwa 80 Prozent leer. Dennoch gibt sich die Überseequartier Beteiligungs GmbH nach außen hin optimistisch. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die leer stehenden Büroflächen in den nächsten Monaten vermieten können ", sagt ihr Sprecher Wolfgang Raike (Raike Kommunikation).
Eine Erwartung, die schwer zu realisieren sein wird. So steht an der Überseeallee das Haus "Sumatra" mit 17.000 Quadratmetern noch komplett leer. Auch im Haus "Java" am Sandtorkai sind noch rund 8300 Quadratmeter Bürofläche zu haben. Beide Immobilien werden bereits seit fast zwei Jahren vermarktet: "Wir brauchen hier Mieter, die große Flächen anmieten. Da ist es nicht ungewöhnlich, dass es längere Zeit dauert", sagt Thomas Löffler, Prokurist bei Grossmann & Berger.
Auch die Stadt musste im Überseequartier schon einspringen. Der schwarz-grüne Senat übernahm gegenüber den Investoren eine Mietgarantie. Sollten bestimmte Flächen nicht vermietet werden können, müssten Behörden dorthin umziehen.
Den hohen Leerstand in der HafenCity erklärt Experte Löffler mit den laufenden Baumaßnahmen: "Die Infrastruktur in der Innenstadt ist zurzeit noch besser als in der HafenCity." Auch die Mietpreise spielten eine Rolle. Allerdings sind diese ziemlich ähnlich: Der durchschnittliche Quadratmeterpreis in der Innenstadt liegt bei 16,70 Euro (netto kalt) und bei 16,20 Euro in der HafenCity. Jürgen Bruns-Berentelg, Chef der HafenCity Hamburg GmbH, weist Kritik an der Planung zurück. Er sei vor dem Hintergrund der "inzwischen überwundenen Wirtschaftskrise" mit der Vermietung der Büroflächen "zufrieden". In den "nächsten anderthalb Jahren" werde es einen deutlichen Rückgang bei dem Leerstand von Büroflächen geben.
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