Zwar ist Deutschland nicht mehr Exportweltmeister - diesen Wanderpokal hält jetzt und auf lange Sicht China in den Händen. Am hart umkämpften Weltmarkt wächst die deutsche Exportwirtschaft dennoch weiter. Das ist auch der Lohn für harte Arbeit in den Unternehmen und für weitsichtige Sozialpartnerschaften zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Die deutschen Exporterfolge überdecken allerdings gravierende Schwächen im Inland. Die Infrastruktur - Verkehrswege, öffentliche Gebäude, Freizeitanlagen - verfällt mehr und mehr. Für die personelle Ausstattung von Schulen, Krankenhäusern und sozialen Diensten ist viel zu wenig Geld da. Das Gemeinwesen als ein Mittelpunkt wirtschaftlicher Aktivität gerät aus dem Blickfeld, auch deshalb, weil Bund, Länder und Kommunen so stark verschuldet sind.
Viel mehr als in den vergangenen Jahren muss die Binnenwirtschaft in Deutschland, müssen regionale Märkte gestärkt werden. Die Wiederentdeckung des eigenen Landes bei den deutschen Urlaubern bietet dazu eine Chance, die regionale Versorgung mit erneuerbaren Energien, zweifellos auch der Kauf heimischer Agrarprodukte - dem EHEC-Drama zum Trotz.
Mehr intelligente Partnerschaften zwischen öffentlicher und privater Hand könnten helfen, die Erneuerung der Infrastruktur zu erleichtern. Und generell bieten der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Regionen wie auch der des Radverkehrs in Innenstädten riesige Wachstumspotenziale.
Den starken deutschen Export kann all das nicht ersetzen. Wohl aber kann es dazu beitragen, dass sich auch am Binnenmarkt mehr als in jüngerer Vergangenheit wieder etwas dreht.