Ein Konfrontationskurs gegen die Flora wäre falsch
Seit 22 Jahren ist die Rote Flora besetzt. Immer zum 1. Mai drohen gewalttätige Ausschreitungen - wobei unklar ist, wie eng der Draht der Krawalltouristen zum politischen Kern des Zentrums überhaupt ist. Eines ist nun anders: Das Netzwerk "Recht auf Stadt", das auch von bürgerlichen Kreisen getragen wird, hat sich mit den Rotfloristen solidarisiert.
Damit treten die Besetzer aus ihrer Isolation. Galten sie bisher als "autonome Spinner", dürften nun auch normal Berufstätige feststellen: Die Aktivisten stellen teilweise die Fragen, die auch ihr Leben betreffen. So kämpfen viele Normalverdiener mit steigenden Mieten. Sich für bezahlbare Wohnungen und Freiräume zu engagieren stößt auf Zustimmung.
Es ist klug, dass der Senat weder mit Räumung droht noch sich von Verkaufsplänen des Eigentümers unter Druck setzen lässt. Warum auch heftige Unruhen riskieren? Hausbesetzungen werden nie legal, Besetzer immer Gegner des Systems sein. Doch alle Protestler haben am Wochenende die Chance, weitere Verbündete zu finden - wenn sie gewaltfrei bleiben.