Therapie mit Schüßler-Salzen kann die Selbstverantwortung für die Gesundheit steigern
Joachim Kudritzki ist Vorsitzender des Biochemischen Gesundheitsvereins Groß-Hamburg, einer Sektion des Biochemischen Bunds Deutschlands.
Hamburger Abendblatt:
Viele Menschen nutzen inzwischen die biochemischen Salze nach Schüßler. Wie erklären Sie sich diesen Boom?
Joachim Kudritzki:
Ich denke, das hat auch mit der Gesundheitsreform zu tun. Auch andere Naturheilverfahren wie die Pflanzenheilkunde oder die Bachblütentherapie boomen. Viele Menschen haben auch das Bedürfnis, für sich selbst zu sorgen und Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Schüßler-Salze eignen sich gut für die Selbstmedikation, wenn man sich mit etwas Ausdauer mit dem Thema und den Mitteln beschäftigt. Die Biochemie nach Dr. Schüßler ist im Prinzip ein gut überschaubares und für viele Alltagsbeschwerden sehr brauchbares Therapiesystem.
Bei welchen Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen werden Schüßler-Salze genommen?
Kudritzki:
Das sind zum einen die akuten Erkrankungen wie zum Beispiel Erkältungen, Erschöpfungszustände sowie Zerrungen, Wunden und Quetschungen. Bei den chronischen Störungen gibt es ein weit gestreutes Einsatzgebiet. So sprechen beispielsweise Bindegewebsschwächen, Arthrosen, rheumatische Beschwerden, Infektanfälligkeit oder das Erschöpfungssyndrom gut auf die biochemischen Salze an.
Können Laien etwas falsch machen, wenn sie selbst ein Mittel suchen?
Kudritzki:
Es gibt mittlerweile viele Bücher zur Selbstdiagnostik und Selbstbehandlung. Die enthalten dann oft Tabellen mit Beschwerden und den Mitteln, die gegen diese oder jene Beschwerden helfen sollen. Man braucht aber eine gründliche Fallaufnahme unter Berücksichtigung der speziell für den jeweiligen Patienten typischen Symptome, um entscheiden zu können, welches der möglicherweise sechs oder mehr Mittel, die beispielsweise bei einer Bronchitis vorgeschlagen werden, das richtige ist. Manche nehmen dann alle der in der Liste vorgeschlagenen Mittel. Das ist so nicht richtig. Dieses Indikationsdenken ist in Mode gekommen. Bis auf einige wenige bewährte Einsatzgebiete ist das aber nicht angebracht. Das ist schulmedizinisches Denken.
Wie führen Sie die Diagnose und Mittelfindung durch?
Kudritzki:
Das ist eine Kombination von gründlichem Diagnosegespräch und der Antlitzdiagnose. Diese erlaubt eine klare Zuordnung, welche Mittel benötigt werden. Das kann anhand von verschiedenen Hautverfärbungen, der Farbe der Augenringe, Veränderung der Gewebebeschaffenheit und anderen Symptomen bestimmt werden. Es ist immer wieder verblüffend, wie bestimmte antlitzdiagnostische Zeichen verschwinden, wenn man das entsprechende Mittel gibt.
Die Biochemie nach Schüßler ist ja naturwissenschaftlich nicht bewiesen. Was entgegnen Sie Kritikern?
Kudritzki:
Wer heilt, hat recht. Wenn Sie jemanden sehen, der sein Leben lang gelitten hat, weil ihm bei jeder Gelegenheit die Schamesröte ins Gesicht schoss und er das in wenigen Tagen verliert, dann gibt es da für mich keine Diskussion. Ich bin da Praktiker: Entweder eine Methode funktioniert oder nicht. (rn)