Europas Bankenaufseher stecken in einem Dilemma: Auf der einen Seite wird ein Stresstest nur dann ernst genommen, wenn er streng genug angelegt ist. Dass ihn im vergangenen Jahr sämtliche irischen Banken bestanden, nicht lange danach aber mit inzwischen 70 Milliarden Euro vom Staat vor dem Zusammenbruch gerettet werden mussten, hat der Glaubwürdigkeit der damaligen Testrunde zweifellos nicht gedient.
Andererseits dürfen die Kriterien aber auch nicht so scharf formuliert werden, dass die Mehrzahl aller größeren Banken Europas auf einen Schlag weiteres Kapital braucht. Denn wer, außer dem Staat, würde schließlich in ein offenbar schon finanzschwaches Geldhaus investieren?
Grundsätzlich sind Belastungstests der Branche eine sinnvolle Neuerung. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass bei der vorangegangenen Prüfung paradoxerweise etliche Banken, die ohne größere Probleme durch die realen Finanzturbulenzen gekommen waren, schlechter abschnitten als Konkurrenten, die während der Krise ins Wanken geraten waren und großzügig vom Staat mit frischem Kapital ausgestattet werden mussten.
Auch aus einem anderen Grund sollte man die Resultate der Stresstests nicht überbewerten: Durchgespielt werden dabei immer nur festgelegte Szenarien. Aus welcher Ecke eine neue "echte" Finanzkrise daherkommt, lässt sich aber erfahrungsgemäß eben nicht vorhersehen.
Somit werden die europäischen Bankenaufseher wohl auch diesmal den Verdacht, der Test ziele vor allem auf die Beruhigung der Finanzmärkte und der Öffentlichkeit ab, nicht vollständig ausräumen können.