In der O2-World überraschte der 81-jährige Bandleader sein Publikum mit Arrangements neuer Popmusik von Lady Gaga und den Black Eyed Peas.
Hamburg. Eine Reise um die halbe Welt in gut zwei Stunden: das geht nur im Kino - oder in einem Konzert von James Last. In der mit etwa viereinhalbtausend Menschen vergleichsweise übersichtlich gefüllten O2-World bot der Bandleader am Sonnabend im 46. Jahr seiner Erfolgsgeschichte und dem 82. seines Lebens eine Art musikalischen Diaabend mit prächtigen Ansichten von ungarischem Csardas, Irish Folk, brasilianischer Samba, spanischem Flamenco, Square dance aus dem amerikanischen Mittelwesten, Italo-Melodien und „Africa“-Gesängen, all das arrangiert für ein Orchester, das sich bestens auskennt in der großen, weiten Welt der Klänge zwischen Rock, Pop, Jazz und Klassik.
Last plauderte leutselig und menschenfreundlich, dirigierte mit der Minimalgestik, für die er berühmt wurde, und mutete dem mit ihm gealterten Publikum auch Arrangements neuer Pop- und Rapmusik von Lady Gaga, den Black Eyed Peas und Eminem zu.
Dass für ihn selbst die fortwährende Beschäftigung mit der Musik der Gegenwart ein Jungbrunnen ist, steht außer Frage. Doch das Hamburger Publikum mochte seine womöglich altersbedingte Reserve und Zurückhaltung den ganzen Abend über nicht ablegen. Wohl sammelte sich zum Wiener Walzer und zu manchen alt geliebten Klängen aus dem Partykeller von einst eine Traube von Tanzwilligen vor der Bühne, doch das Gros verharrte in den ordentlich aufgereihten Stühlen. Der berühmte Funke wollte an diesem Abend nicht überspringen.
Dabei waren die Musiker in bestechender Form. Chuck Findley blies bei „Nature Boy“ ein wunderbares Trompetensolo, Erlend Krauser ließ in einer Ballade seine Fender-Gitarre derart singen, seufzen und bescheiden jubilieren, dass man ihm die Füße hätte küssen mögen, und der Pianist Joe Dorff hatte mit „I Believe I Can Fly“ gar einen Song ganz für sich allein. Er sang ihn so schön und aufrichtig, dass erst recht auffiel, wie sehr dagegen die Show-Stimmen des fünfköpfigen Solisten-Chors schon in die Jahre gekommen sind. Wenn es einen Schwachpunkt in diesem spektakulär leise abgemischten Fest der Musik gab, so war es die unüberhörbare Anstrengung, mit der die hauptamtlichen Sänger fehlenden Schmelz und kleine Intonationsunsicherheiten zu kompensieren suchten. Nur die üppige schwarze Mama namens Ingrid wusste rundum zu überzeugen.