Ein Preistipp von Philip Volkmann-Schluck
Die lustigen Zeiten waren für viele Herrschaften vorbei, als Friedrich Wilhelm I. anno 1713 die Herrschaft über Preußen übernahm. Den Lustgarten des Schlosses ließ er zum Exerzierplatz plattwalzen, die köstlichen Weine aus dem Keller verkaufen, und statt der 400 Zimmer, in denen sein Vater lebte, begnügte sich der König mit drei Räumen.
Gewissermaßen übt sich auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in Verzicht. Sein Kabinett ist noch nicht berufen, die gepolsterten Senatsstühle noch leer. Sollte sich der Sozialdemokrat aber nicht selbst genug sein, jedenfalls nicht immer, durfte er sich gestern über Gesellschaft freuen. Er empfing die Staatsräte der abgewählten CDU/GAL-Regierung. Wie ein Ritter, der seine Tafelrunde nur geliehen hat. Das klingt auch moderner, als einen Haufen eigener Gefolgsleute unterhalten zu müssen. Wie Mietwagen, die muss man ja auch nicht selber reparieren. Schließlich ist Scholz als Bürgermeister des Sparens angetreten.
Das Gespräch verlief dem Vernehmen nach freundlich-schnörkellos, man erörterte Verwaltungsfragen. Die schwarzen Tafelritter gewöhnten sich wohl schnell an den roten König.
Oder wittern einige der Knappen gar einen neuen Job? Scholz schließt nicht aus, manchen Experten in seinem Apparat weiter zu beschäftigen. So wird eine dröge Schwafelrunde schnell zur munteren Bewerbungsrunde. Dem Preußenkönig Wilhelm I. hätte das sicher gefallen. Second Hand ist nicht unbedingt schlechter, aber meist preiswerter zu haben.