Ein Kommentar von Birgit Reuther
Als ich 1998 nach Altona zog, entdeckte ich direkt am Bahnhof den Plattenladen Zardoz. Hinter dem Tresen arbeiteten zwei Typen. Der eine sah mit seinen Locken haargenau aus wie Frank Zappa. Der andere, gefühlt einen Meter kleiner, fungierte als sympathischer Sidekick. Was dieses Duo aber neben seiner Gegensätzlichkeit vor allem auszeichnete: Die beiden hatten Ahnung. Und Geschmack.
Was sie handverlesen unter "Neuheiten" präsentierten, nahm ich oft ungehört mit. Hatte ich mehr Zeit, vertrödelte ich selbige und hörte mich durch Klassiker von Soul bis Rock, die gut sortiert in den Kisten standen. Dieser Raum für Musik, er wurde zur Heimat. So, wie sich Zugezogene ein gutes Lebensmittelgeschäft im Viertel suchen, zudem Lieblingskneipe und Sportverein, gehörte der Zardoz für mich zum Zuhausegefühl in Altona. Leider ist der Laden längst Geschichte.
Noch existieren in Hamburg zum Glück zahlreiche Inhabergeführte Fachgeschäfte. Doch viele kleine, feine Plattenläden - wie jetzt der von der Schließung bedrohte Hanse-CD - haben arg zu kämpfen. Klar, im Internet gibt es manches Album günstiger. Aber selten war der Spruch "Guter Rat ist teuer" so richtig wie bei all den Händlern, die die Schätze ihres Sortiments nicht nur vom Hörensagen kennen. Sondern vom Hören. Und in der Hansestadt, die doch so gern Kulturmetropole wäre, darf diese reichhaltige musikalische Grund- nicht zur Unterversorgung verkommen.