Die deutsche Werftindustrie wurde in den vergangenen 40 Jahren von der asiatischen Konkurrenz zu einem Zwerg geschrumpft. Manchen mag es trösten, dass dies immerhin ein Hightech-Zwerg ist. Aber mehr als ein Winzling wird die Branche gegenüber den Werftkolossen Chinas, Südkoreas oder Japans nie mehr sein.
Nun haben vor allem die Chinesen das Geschäft mit der Schiffsfinanzierung entdeckt. In diesem Teil der Wertschöpfungskette ist Deutschland nach wie vor ein Riese, und dessen Gehirn sitzt in Hamburg. China aber hat alle Trümpfe in der Hand, um einen großen Teil der Schiffsfinanzierungen vor allem bei Serien von Frachtschiffen an sich zu ziehen. Das Land verfügt über die größte Werftkapazität und die höchsten Währungsreserven der Welt. Als Triebfeder für Chinas Aufstieg im Geschäft mit maritimem Kapital dient zudem das starke Wachstum der eigenen Handelsflotte.
Beim Bau von Schiffen haben sich die deutschen Werften überwiegend zu spät spezialisiert. Nur wenigen Vorreitern wie der Meyer Werft in Papenburg oder der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft ist es mit Kreuzfahrtschiffen und Fähren gelungen, Nischen zu besetzen, ebenso einigen Anbietern von Luxusyachten.
Damit die Schiffsfinanzierer nicht ebenfalls in die Defensive geraten, müssen sie ihre Angebote verfeinern und ihr Wissen offensiver als bislang auf den Markt bringen. Andernfalls kaufen chinesische Banken irgendwann die Kundenkarteien ihrer deutschen Konkurrenten auf und machen sich mit freundlichem Gruß auf den Heimweg ins Reich der Mitte.