Der ehemalige Sozialsenator Jan Ehlers wird Alterspräsident
Hamburg. Das neue Hamburger Landesparlament ist bunt. Nicht nur, dass nun fünf statt bisher vier Fraktionen in der Bürgerschaft sitzen werden - auch das Kandidatentableau der Parteien wurde ordentlich durcheinandergewirbelt. 54 der 121 Abgeordneten waren in der vergangenen Legislaturperiode nicht Mitglied der Landesregierung. Das neue Wahlrecht - und die damit verbundene Möglichkeit, direkt über die Zusammensetzung des Parlaments zu entscheiden - zeigt Wirkung.
Trotzdem sind nicht alle "Neuen" Unbekannte. Der wohl erfahrenste "Neue" ist Jan Ehlers. Nach sieben Jahren Bürgerschaftsabstinenz kehrt er ins Rathaus zurück. 30 Jahre lang (von 1974 bis 2004) drückte er bereits die Parlamentsbank für die SPD. Zehn Jahre (1978 bis 1988) war er Sozialsenator der Freien und Hansestadt. Als ältestem Mitglied der neuen Bürgerschaft - er ist 71 Jahre alt - wird ihm eine besondere Ehre zuteil. Als "Alterspräsident" wird er die erste Bürgerschaftssitzung am 7. März eröffnen und so lange leiten, bis der neue Bürgerschaftspräsident gewählt wurde.
Eine "alte Bekannte" ist auch Heike Sudmann, die für Die Linke kandidierte. Es ist bereits die dritte Fraktion, in der sie parlamentarisch wirken will. Ab 1993 saß Sudmann für die GAL in der Bürgerschaft, ohne Mitglied der Partei zu sein. Im Mai 1999 verließ sie aus Protest gegen die deutsche Beteiligung am Kosovokrieg die GAL-Fraktion. Gemeinsam mit ihrem alten und neuen Fraktionskollegen Norbert Hackbusch gründete sie die Wählervereinigung "Regenbogen - Für eine neue Linke". Nun ist es Die Linke - ganz ohne Regenbogen.
Eine besondere Konstellation ergibt sich für die Schulpolitiker. Gemeinsam hatten Walter Scheuerl und Anna-Elisabeth von Treuenfels gegen die Primarschule und gegen deren Befürworterin Stefanie von Berg gekämpft. Nun sitzen alle drei neu im Landesparlament - allerdings für unterschiedliche Fraktionen. Scheuerl (parteilos) zog auf der CDU-Liste ins Rathaus ein, von Treuenfels für die FDP und Stefanie von Berg für die GAL. Von Berg war es übrigens, die den bisherigen GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Horst Becker verdrängte.
Die GAL-Fraktion hat insgesamt viele neue Parlamentsgesichter. Dennoch ist fast die ganze Fraktion bekannt. Mit den Ex-Senatoren Anja Hajduk, Christa Goetsch und Till Steffen sowie dem Landesvorstand Katharina Fegebank und Anjes Tjarks ist die GAL besonders prominent besetzt.
Anders bei der CDU. Durch die Wahlniederlage und die damit verbundenen Mandatsverluste müssen viele Parlamentarier die Bürgerschaft verlassen. Es trifft Harald Krüger (Vorsitzender des HSH-Untersuchungsausschusses), den bisherigen Vizepräsidenten der Bürgerschaft, Wolfhard Ploog, Schulpolitiker Wolfgang Beuß sowie die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Karen Koop. Alle belegten sie auf der Landesliste vermeintlich gute vordere Plätze. Die hatten Sozialsenator Dietrich Wersich, Innensenator Heino Vahldieck und Nikolaus Haufler nicht. Dennoch schafften sie es in die Bürgerschaft. Das neue Wahlrecht und viele Persönlichkeitsstimmen machten es möglich.