Interview mit dem scheidenden Bürgermeister nach der Wahlniederlage
Hamburger Abendblatt:
Wie bewerten Sie das Wahlergebnis?
Christoph Ahlhaus:
Zunächst möchte ich der SPD und meinem Herausforderer Olaf Scholz zu diesem grandiosen Wahlsieg gratulieren. Für die Hamburger CDU ist das eine herbe und schmerzhafte Niederlage.
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Prognose hörten?
Ahlhaus:
Als Spitzenkandidat wird man ja etwas früher informiert. Aber das war schon hart, weil wir engagiert und geschlossen gekämpft haben.
Was hat den Ausschlag für dieses Ergebnis gegeben?
Ahlhaus:
Es gibt sicher viele Gründe, die zu dieser Wahlniederlage geführt haben. Das ist der Endpunkt einer Entwicklung, die mit der schwarz-grünen Koalitionsvereinbarung begonnen hat. Es war ein Fehler, wesentliche Fragen der CDU auf dem Koalitionsaltar zu opfern und damit Positionen preiszugeben, die offensichtlich für viele Wähler der CDU von großer Bedeutung sind. Darüber hinaus gab es dann die Schlappe beim Volksentscheid zur Primarschule, wo wir für genau diese Themen vom Wähler abgestraft worden sind. Und schließlich der Rücktritt von Ole von Beust als außerordentlich erfolgreichem und populärem Bürgermeister. Diese Umstände haben für mich den Start als Bürgermeister nicht gerade einfach gemacht. Ich hatte nicht mal 100 Tage Zeit, bis die Koalition von den Grünen aufgekündigt wurde.
Werden Sie persönlich Konsequenzen aus dieser schweren Wahlniederlage für die CDU ziehen?
Ahlhaus:
Ich werde mein Bürgerschaftsmandat annehmen. Ich bin keiner, der das Schiff verlässt, wenn die See unruhig wird. Ich stehe in der Verantwortung. Das habe ich schon im Sommer getan, als ich in einer schwierigen Situation das Amt des Bürgermeisters übernommen habe, das habe ich im Dezember gemacht, als ich in schwierigster Lage Spitzenkandidat wurde, und das werde ich auch jetzt tun, angesichts dieser schwerwiegenden Wahlniederlage.
Etliche CDU-Mitglieder fordern bereits, dass es kein "weiter so" geben dürfe. Wie beurteilen Sie die Situation?
Ahlhaus:
In der Tat. Ein "weiter so" darf es nicht geben. Das muss schonungslos und mit maximaler Transparenz diskutiert werden. Aber was genau das heißt, werden wir gemeinsam und, wie ich erwarte, in sehr großer Geschlossenheit in den kommenden Tagen erörtern.