Teil 4: von Fuhlsbüttel, Alsterdorf, Langenhorn, Wandsbek bis Bramfeld, Farmsen-Berne. Die Top-Kandidaten und wichtigsten Fragen der Wahlkreise 10, 11, 12.
10. Fuhlsbüttel, Alsterdorf, Langenhorn Viel Lärm um Flieger
Hamburg. Der Wahlkreis 10 umfasst jene Ortsteile des Bezirks Nord, die sich um den Hamburger Flughafen und die bundesweit bekannte Justizvollzugsanstalt (JVA) "Santa Fu" gruppieren. Und damit sind auch schon zwei zentrale Themen genannt, die die knapp 90 000 Einwohner in diesem Hamburger Wahlkreis bewegen.
Der Flughafen, den es seit 100 Jahren gibt, macht den Wahlkreis zwar wirtschaftlich (relativ geringe Arbeitslosigkeit) zu einem Überflieger, sorgt aber auch seit Jahren immer wieder für Lärm. Zudem beschweren sich Anwohner immer mal wieder über Urlauber, die ihre Autos wochenlang in den umliegenden Wohnvierteln parken.
Die Zukunft der JVA Fuhlsbüttel ist auch Thema in diesem Wahlkreis. Es gibt Pläne, die JVA aufzugeben und auf der Fläche Wohnungen entstehen zu lassen. Denn wie in allen anderen Quartieren wünschen sich die Bewohner auch hier vermehrt (bezahlbaren!) Wohnraum. Zumal große Projekte stocken - zum Beispiel die Entwicklung des Wohnquartiers Tannenkoppel auf dem ehemaligen Gelände des AK Ochsenzoll in Langenhorn. Bereits 2000 waren die Pläne für die frei werdenden Flächen der Krankenhäuser Eilbek, Barmbek und Ochsenzoll vorgelegt worden. Mittlerweile ist das Gelände in Eilbek bereits bewohnt, in Barmbek wird gebaut. Nur in Ochsenzoll geht es nicht voran. Ein Dauerbrenner in diesem Wahlkreis: die Umgestaltung des Langenhorner Marktes.
Interessant: Dieser Wahlkreis, so Politikwissenschaftler, hat oft so gewählt wie Hamburg insgesamt.
11. Wandsbek Kuscheliges Wohndorf gegen die Stadtflucht
Dieser Wahlkreis hat eine eigentümliche Geografie: In der Mitte liegen das so geschäftstüchtige Kerngebiet und das verkehrstechnische Zentrum von Wandsbek. Im Westen und Süden schließen sich die feinen Wohnorte Eilbek und Marienthal an. Und im Osten liegen die nicht ganz so edlen Wohnquartiere Tonndorf und Jenfeld. Und genau hier liegt auch eines der zentralen Probleme der Stadt Hamburg: Denn die Stadt (besser: die Baubehörde) und der Bezirk haben in Jenfeld das nach der HafenCity zweitgrößte Bauprojekt der Stadt fast zum Scheitern gebracht, weil sie vergaßen, die (immensen) Erschließungskosten richtig zu berechnen.
Nach heftigem Streit entstehen auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne nun 770 Wohnungen in einer Art Kuschel-Dorf, das zu einem Fünftel aus Grün- und Wasserflächen besteht. Das unter seinem Amtsnamen bekannte Projekt Jenfeld 23 soll Jenfeld aufwerten und Wohnungssuchende anlocken, die sich sonst in den beliebteren Stadtteilen (oder im zu Schleswig-Holstein gehörenden "Speckgürtel" Hamburgs) umschauen würden.
Etwas mehr als 100 000 Menschen leben im Wahlkreis Wandsbek, ein Drittel davon in Single-Haushalten. Und nur 15 Prozent der Wandsbeker Haushalte haben Kinder.
Etwas verwirrend sind die Namen der Örtlichkeiten: So ist der Bezirk Wandsbek mit 411 000 Bewohnern der größte Hamburgs. Und innerhalb des Bezirks liegt der Wahlkreis gleichen Namens und darin der Stadtteil gleichen Namens.
12. Bramfeld U-Bahn? Stadtbahn? Nein: Dorf bleibt Dorf!
Mit den Bramfeldern kann man das ja machen: So wie mit einem Hund, den man veräppelt, indem man ihm die Wurst immer wieder vor die Nase hält - um sie dann im letzten Moment einfach wegzuziehen. So geschehen mit der Anbindung des Stadtteils durch die Stadtbahn. Die in letzter Sekunde begraben wurde. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Bramfeld und die angrenzenden Stadtteile Steilshoop und Farmsen-Berne dörflich strukturiert: mit Rhabarberfeldern, riesigen Schrebergartensiedlungen und viel Grün.
Wer von Bramfeld in die City fuhr, der sagte: "Ich fahre nach Hamburg." Dann kamen die Gartenstadt Hohnerkamp, die gigantischen Steilshoop-Wohnsilos und üppige Reihenhaussiedlungen. Schulen, Kindergärten kamen auch. Nur die U-Bahn kam nicht. Stattdessen wurde die Straßenbahn - die immerhin bis zum "Dorfplatz" in die Mitte des Wahlkreises fuhr - abgewrackt. Auch die jüngst von den Grünen (und lange Zeit auch von der CDU) versprochene neue Stadtbahn sollte Bramfeld mit seiner dörflichen Mitte wieder anbinden. Doch: Weg die Wurst! Wieder bleibt Bramfeld nur der traurige Hundeblick. Und die Erinnerung an ebenso wohl- wie hohlklingende Politikerworte. Auch die SPD hat nun das Projekt Stadtbahn quasi begraben.
Doch zurzeit entsteht im ehemaligen Ortskern des ehemaligen Dorfes ein Einkaufszentrum. Ein richtig moderner Kauftempel mit 60 Geschäften, der - man höre und staune! - sogar dem Alstertal-Einkaufszentrum Konkurrenz machen soll.