Der Ruf der deutschen Behörden in der Öffentlichkeit ist schlecht: Bei den Bürgern herrscht einer aktuellen Untersuchung zufolge die Einschätzung vor, Korruption sei in Ämtern, Unikliniken und anderen Institutionen geradezu üblich.
Zwar dürfte dieses Image ungerechtfertigt sein. Bedenklich ist es dennoch aus mehreren Gründen: Anders als im Fall bestechlicher Firmenmitarbeiter geht es hier um Steuergelder, vor allem aber untergräbt ein derart schlechtes Meinungsbild das Vertrauen in den Staat.
Bedenklich ist aber auch ein weiteres Resultat der Studie: In den Führungsetagen will man offenbar nicht wahrhaben, wie groß das Risiko für die eigene Behörde ist, das Opfer von Kriminalität zu werden. Ähnlich war es in den Unternehmen - bis der Korruptionsskandal bei Siemens die deutsche Wirtschaft aufrüttelte.
Seitdem hat sich in den Firmen viel getan. Bis hinunter in den Mittelstand hat man durch organisatorische Maßnahmen dafür gesorgt, dass strafbare Handlungen verhindert oder zumindest besser erkannt werden können - auch mit der Folge, dass die Fallzahlen zuletzt scheinbar zugenommen haben.
Behörden könnten in dieser Hinsicht vieles von den Unternehmen lernen und sie sollten es auch. Zu befürchten ist allerdings, dass der Anreiz zur Korruptionsbekämpfung in den Ämtern geringer bleibt als in den international tätigen Konzernen. Denn ein schlechter Ruf ist offensichtlich leichter zu verkraften als Milliardenstrafzahlungen bei nachgewiesener Bestechlichkeit im Ausland.