Ein Kommentar von Kai-Hinrich Renner

Christoph Lütgert ist ein verdienter, vielfach preisgekrönter TV-Journalist. Mit der Reportage "Der Drückerkönig und die Politik" über den langjährigen Chef des Strukturvertriebs AWD, Carsten Maschmeyer, die am Mittwoch in der ARD lief, hat er sich aber keinen Gefallen getan.

Der geringste Vorwurf, den man dem Film machen kann, ist, dass er über das Wirken des dubiosen Finanzunternehmers mit den hervorragenden politischen Kontakten nichts Neues bietet. Lütgert hatte sich Maschmeyer bereits im September 2010 im NDR-Fernsehen gewidmet. Diesen Stoff auch ohne neue Erkenntnisse einem großen Publikum im Ersten zu zeigen, ist noch vertretbar.

Gänzlich unerträglich ist dagegen Lütgerts Eitelkeit. Er ist fast permanent im Bild: Lütgert am roten Teppich bei einer Gala, auf der Maschmeyer zugegen ist, Lütgert beim Ablesen von AWD-Werbetafeln in der AWD-Arena in Hannover, Lütgert bei AWD-Opfern, Lütgert im Schneideraum, Lütgert vor dem Firmensitz der Maschmeyer Rürup AG ...

Richtig peinlich wird es, als der Reporter über die Straße trottet, nachdenklich sein Haupt wiegt und erzählt, wie schockierend es sei, dass Maschmeyer nicht mit ihm sprechen wolle. Ja, wie isses denn nur möglich?

Keine Frage: Es ist verdienstvoll, die Umtriebe des einstigen AWD-Chefs öffentlich zu machen. Aber mit seinem Gespreize vor der Kamera macht Lütgert sich alles kaputt.