Wenn es ein Ölkartell gibt, ist nun der Moment, es zu entlarven
Unter allen Verschwörungstheorien ist diese vermutlich die gängigste: diese Ölmultis! Stecken alle unter einer Decke. Sprechen sich ab, treiben so die Preise in die Höhe, machen so Milliarden auf Verbraucherkosten.
Hierzu ist zu sagen, dass ein paar Indizien die Theorie durchaus plausibel wirken lassen, etwa die plötzlichen Preishochs stets zu Ferienbeginn. Die Realität ist allerdings komplizierter. Wenn, wie jetzt wieder, die Preise an den Tankstellen rasant steigen, kann das mehr Gründe haben denn je: Chinas wachsenden Öldurst zum Beispiel; den Ölpreis als Spekulationsobjekt der Finanzmärkte; oder - ganz neu, ganz bizarr - eine neue Biospritsorte. Benzin künstlich zu verteuern, um die (staatlich verordnete) Verkaufsquote des (eigentlich teureren) Bio-Benzins E10 querzufinanzieren, spricht jedem Marktgedanken Hohn. Und daran sind in dem Fall nicht mal die Ölmultis schuld, sondern weltferne Politiker.
Vielleicht ein guter Moment zur Wiedervorlage der Kartellfrage: Wieso, wenn selbiges existiert, dringt davon nie etwas nach außen? Müssten nicht Dokumente auftauchen, erst recht in WikiLeaks-Zeiten? Mein Vorschlag: Die Kartelltheoretiker sollten Assange & Co. in die Pflicht nehmen - und bis auf Weiteres einfach mal schweigen.