US-Stararchitekt nimmt möglicherweise am Städtebauwettbewerb teil. Freitag läuft die Bewerbungsfrist ab

Hamburg. Er gilt als einer der besten Architekten der Welt. Daniel Libeskind, der unter anderem schon das Jüdische Museum in Berlin entwarf, hat nun großes Interesse, am städtebaulichen Wettbewerb zur Umgestaltung des Campus der Universität an der Bundesstraße teilzunehmen. Das bestätigte das "Studio Daniel Libeskind" in New York dem Abendblatt. "Herrn Libeskind reizt die städtebauliche Komponente. Und ihm gefällt Hamburg, der Spirit der Stadt", sagt Stefan Blach vom New Yorker Büro des Stararchitekten.

Noch bis Freitag können sich Architekturbüros für die Ausschreibung des städtebaulichen Wettbewerbs anmelden. Im Sommer soll der Wettbewerb abgeschlossen sein, damit mit dem Bau neuer Uni-Einrichtungen bereits 2013 begonnen werden kann. In einem zweiten Schritt sollen der Von-Melle-Park und der Sportpark der Universität modernisiert werden. "Die Ausschreibung für diesen städtebaulichen Wettbewerb wird voraussichtlich im Herbst starten", sagt Timo Friedrichs, Sprecher der Wissenschaftsbehörde.

Dass Daniel Libeskind nun überlegt, am ersten Wettbewerb teilzunehmen, stößt in Hamburg auf große Begeisterung. "Er ist ein international renommierter Architekt und Stadtplaner. Seine Teilnahme würde dem Wettbewerb eine besondere Note geben", sagt Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU). "Ich freue mich über jeden erstklassigen Wettbewerber, der mit seinen Ideen dazu beitragen möchte, der Universität Hamburg am Campus Bundesstraße ein neues Gesicht zu verleihen."

Auch Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter gefällt es, dass sich Libeskind für das Projekt interessiert: "Wir begrüßen jede Bewerbung, insbesondere von einem so renommierten Architekten." Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) teilt diese Meinung ebenfalls: "Die internationale Bedeutung der Universität Hamburg wird so nochmals unterstrichen."

Besonders freuen würde sich wohl auch Arndt Prenzel, wenn sich der US-amerikanische Architekt mit jüdischer Herkunft in der Hansestadt kreativ ausleben würde. Der Eimsbütteler ist ein großer Fan von Libeskinds Bauwerken. "Ich finde seinen Baustil spannend - und er würde gut zu Eimsbüttel passen", sagt er.

Für Prenzel war das Antrieb genug, um sich mit dem New Yorker Büro von Libeskind in Verbindung zu setzen. Er regte an, dass sich der Architekt für den städtebaulichen Wettbewerb zur Umgestaltung des Campus an der Bundesstraße bewerben könne. "Daniel Libeskind ist ein prominenter Stadtplaner. Seine Arbeit würde Hamburg gut zu Gesicht stehen", sagt Arndt Prenzel, Sprecher der Mieterselbstverwaltung Schröderstift. Vor allem hofft er, dass Libeskind bei seinem Entwurf auf die Bebauung der ans Geomatikum grenzenden Grünflächen verzichten würde. Als Mitglied der Bürgerinitiative "Wiese bleibt" plädiert Prenzel dafür, dass stattdessen ein Zwillingsturm für das Geomatikum an der Bundesstraße errichtet wird (Abendblatt berichtete). Da Libeskind auch den Freedom Tower auf Ground Zero plane, kenne sich der Mann mit Hochhäusern hervorragend aus. Zudem habe sich der 64 Jahre alte Architekt bereits in der Vergangenheit mit der Gestaltung von Hochschulgebäuden beschäftigt.

Unter anderem plant Libeskind aktuell das Audimax der Leuphana-Universität in Lüneburg. Arndt Prenzel sagt: "Was Lüneburg schafft, sollte auch Hamburg hinbekommen."

Im Februar wird ein Gremium entscheiden, welche 25 Architektenbüros am Wettbewerb teilnehmen dürfen. Diese Auswahl werden unter anderem Vertreter der Wissenschaftsbehörde als Bauherrin, der Universität Hamburg, der Stadtentwicklungsbehörde und des Bezirksamts Eimsbüttel treffen.

"Die Beteiligung der Bürger ist bei diesem Gremium offensichtlich vergessen worden", kritisiert Arndt Prenzel von der Bürgerinitiative "Wiese bleibt". Die Behörde für Wissenschaft und Forschung sieht das anders. "Bei der Auswahl stehen im Wesentlichen fachliche Kriterien im Vordergrund, die von Bürgern so nicht erwartet werden können", sagt Sprecher Timo Friedrichs.

Beim Preisgericht, das im Sommer den Wettbewerbssieger küren wird, werden die Bürger hingegen berücksichtigt. "Um der Entscheidungsfindung des Preisgerichts größtmögliche Transparenz einzuräumen, ist vereinbart worden, dass zwei Bürger als Gäste ohne Stimmrecht an den Jurysitzungen teilnehmen können", sagt Friedrichs. Das können beispielsweise Anwohner, aber auch Studierende der Uni sein. "Diese Bürger dürfen sich intensiv in die Debatte einbringen und Nachfragen stellen, sie sind jedoch nicht stimmberechtigt. Arndt Prenzel ist das zu wenig. "Als Anwohner sind wir die direkt Betroffenen", sagt er. "Deshalb müssten wir auch mit entscheiden dürfen, wer was baut."