Die Schulden der USA können für den Rest der Welt teuer werden

Nein, so schnell werden die USA nicht zahlungsunfähig sein, wie es Finanzminister Timothy Geithner jetzt angedroht hat. Doch pleite sind die Vereinigten Staaten von Amerika längst, diskreditiert durch eine Wirtschafts- und Finanzpolitik, die aus der Weltwirtschaftskrise nichts gelernt hat. Die US-Regierung macht immer mehr Schulden.

Was auf den ersten Blick aussieht wie ein dramatischer Weckruf Geithners, ist ein inzwischen jährliches Ritual. Der Finanzminister, ein Politiker der Demokratischen Partei, erinnert die Republikaner - sie haben im Repräsentantenhaus die Mehrheit - daran, dass es mal wieder Zeit sei, die Schuldengrenze anzuheben. Das mag lauter geklungen haben als früher, aber in der Substanz ist es nicht neu. Die Finanzmärkte reagierten auf Geithners Äußerungen kaum.

Die Verschuldung der USA auf Bundesebene hat mittlerweile die sagenhafte Summe von fast 14 000 Milliarden Dollar erreicht. In voraussichtlich zwei Jahren ist die Schuldenlast erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg so hoch wie die gesamte Wirtschaftsleistung der USA. Sarkastisch könnte man einwenden, auch dies sei dann ja noch längst nicht das Niveau von Griechenland - wenn die Vereinigten Staaten nicht nach wie vor die größte und wichtigste Volkswirtschaft der Welt wären. Das allerdings gerät mitunter in Vergessenheit angesichts der desolaten ökonomischen Zahlen.

Das amerikanische Wohlstandsmodell der vergangenen Jahrzehnte ist gescheitert - ein Haus für jede Familie, die eins will, und ein Füllhorn von Konsumgütern für die hart arbeitenden Bürger dieses großen und großartigen Landes. Es ist gescheitert, weil die Wirtschaft der USA heute nicht mehr stark genug ist, um dieses Versprechen einzulösen.

Die Amerikaner müssten ihre Unternehmen auf Vordermann bringen, sie müssten wieder Güter und Dienstleistungen herstellen, die die Welt wirklich braucht. Sie müssten, wie sie es so oft waren, Vorreiter sein mit Wagemut und Erfindergeist - auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter zum Beispiel oder zu einer zukunftsfähigen Mobilität. Doch ausgerechnet Barack Obama, diesem undogmatischen und charismatischen Mann, gelingt der Aufbruch nicht - weil zu viele Amerikaner nicht aufbrechen wollen.

Immer mehr Schulden sind nichts anderes als ein Betäubungsmittel für eine ratlose Gesellschaft. Sie bringen keine neue Energie. Die USA sind auf dem falschen Weg. Die Rechnung dafür könnte teuer werden, auch für den Rest der Welt.