Wer vor seinem Grundstück nicht räumt, muss mit saftigen Strafen rechnen. Die Bezirksämter verschicken Anzeigen und leiten Verfahren ein.

Hamburg. Geschlittert, gerutscht, gestürzt: Noch immer sorgt die Eisglätte für Ärger und Unfälle. Nun reagieren auch die Bezirksämter der Stadt und wollen konsequent gegen Grundstückseigentümer vorgehen, die vor ihren Grundstücken nicht räumen. Das ist nach dem Hamburger Wegegesetz ihre Pflicht.

„Bisher haben wir nur ermahnt, doch das ist jetzt vorbei. Die ersten Anzeigen für säumige Räumer sind geschrieben und Ordnungswidrigkeitsverfahren werden eingeleitet. Sie werden schon bald eine Zahlungsaufforderung im Briefkasten haben“, sagt Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, stellvertretend für alle sieben Bezirke. Bei Missachtung der Räum- und Streupflicht drohen den Grundstückseigentümern Strafen zwischen 50 und 250 Euro. „Ab jetzt wird durchgegriffen - in allen Bezirken“, sagt Schreiber.

Nach dem Aufruf des Hamburger Abendblatts meldeten unterdessen gestern 100 Leser nicht gestreute und kaum begehbare Wege und Straßen. Doch viele Bürger zeigen Eigeninitiative und üben sich in Nachbarschaftshilfe. So Lothar N., 72, Rentner aus Finkenwerder. Er befreit gemeinsam mit seinen Nachbarn seine Straße von Schnee und Eis.

"Wir helfen uns alle gegenseitig. Es geht ja um die Sicherheit", sagt er. "Die Leute bedanken sich auch. Das ist hier eben alles eine Familie", sagt der Rentner. Auch Jonni Sandhop, 79, aus der Hölderlinsallee in Barmbek, blieb nicht untätig: Er hackte glatte Fußwege und sogar die Wassersiele in seiner Straße mit einer Schaufel frei - ein Job, den eigentlich die umliegenden Eigentümer beziehungsweise die Stadt hätte erledigen müssen. Auch der agile Rentner versuchte zunächst, Hilfe beim Enteisen zu bekommen und rief bei der Polizei an - vergebens, wie er sagt. "Die meisten Leute rühren hier keinen Finger, aber Jonni macht das schon!", sagt Jonni Sandhop. "Mein Nachbar und ich - wir unterstützen uns." Die nachbarschaftliche Hilfe hat sich gelohnt: Den Weg zum Bus können Jonni Sandhop und die anderen Bewohner der Hölderlinsallee nun gefahrlos zurücklegen.

Noch ist so mancher öffentliche Ort in Hamburg nicht gefahrlos begehbar. "Ganz großes Kino leistet sich die Uni", schrieb uns Leser Bernd Matheja. Die Wege auf dem Campus seien "vereist, krustig, schorfig, also perfekte Ausrutsch- und Umknickfallen". Zuständig für diese Fälle ist die Winterhotline der Stadtreinigung (Tel.: 25 76 13 13).