Was verändert sich 2011 in Hamburg, was haben die Bezirke vor? Heute: Mitte. Gängeviertel und Centro Soziale, Einweihungen und Neubauten.
1. Bezirksamt Mitte
Das Hickhack um den einst geplanten Umzug des Bezirksamtes in die HafenCity ist nicht beendet. Nachdem das Amt nun stattdessen in die alte Wirtschaftsbehörde umsiedeln soll, macht Bezirkschef Markus Schreiber (SPD) wieder ein neues Fass auf - und zaubert Neuigkeiten aus der Abteilung Wunschkonzert hervor: Der neue (womöglich SPD-geführte) Senat möge die Entscheidung "überdenken" und die mehr als 1000 Bezirksamtsmitarbeiter doch lieber in die schicke und neue Immobilie in der HafenCity einziehen lassen. Warum? "Das wäre klüger", sagt Markus Schreiber. Und wenn nicht? Dann möchte der Amtschef in den alten Hochhäusern am Hauptbahnhof bleiben, will aber einen fünften Turm neu bauen und alle anderen Türme sanieren lassen. Besonders die hässlich-grauen Fassaden sollen wieder wie ursprünglich in hellen Farben erstrahlen.
2. Gängeviertel
Das Gängeviertel war eines der wenigen Themen, mit denen die alte Rathaus-Regierung Ende des Jahres 2010 noch Punkte sammeln konnte. In diesem Jahr fällt die Entscheidung, was dort wirklich passiert. Im Januar will der Senat die von der Baubehörde und der Initiative "Komm in die Gänge" ausgehandelte Regelung absegnen. Dieses "Integrierte Entwicklungskonzept" sieht eine Mischung von Kunst, Wohnen, Ateliers, soziokulturellen Flächen, Gewerbe und Veranstaltungen vor. Die Gängeviertel-Initiative will mehr: Sie hat eine Genossenschaft gegründet, die das Viertel über einen Erbbauvertrag von der Stadt kaufen und die Selbstverwaltung erlangen will. Und die Initiative erwartet vom neuen Senat die Fortführung der Gespräche, weil noch Detailfragen zu klären sind.
3. Grillstation auf der Michelwiese
Die Idee hat Bezirkschef Markus Schreiber aus der Schweiz importiert: Er will auf der Wiese unterhalb von St. Michaelis Elektrogrillgeräte aufstellen lassen: Man wirft ein 50-Cent-Stück in den Grillautomat und kann sich dann 15 Minuten lang der glutheißen Nahrungszubereitung widmen. Wetten, dass der Amtschef höchstpersönlich das Einweihungswürstchen grillt?
4. Centro Soziale
Der Mietvertrag für das Centro Soziale an der Sternstraße 2 ist unterzeichnet. Anfang dieses Jahres soll nach dem Umbau die Einweihung gefeiert werden. Das Centro Soziale will ein "politisches, soziokulturelles Zentrum mit einem breit gefächerten Angebot und mit Freiraum für Aktionen und Aktivitäten von und für Menschen aus den umliegenden Vierteln" sein.
5. Eislaufbahn
Die alte Eisbahn "Große Wallanlagen" soll nun - nach 40 Jahren - tatsächlich saniert und umgebaut werden. Im Frühjahr sollen die Vorplanungen für den Umbau zu einer "Eisarena" mit einem Kletterpark vorgestellt werden.
6. Katharinenquartier
Nach der Einigung des Bezirks und der Baubehörde mit der Kirche und der Interessengemeinschaft kann nun der "Durchführungsvertrag" umgesetzt werden. Vor der Katharinenkirche soll ein Quartier mit 125 Wohneinheiten, Büros und Läden entstehen. Der Protest hatte sich gegen eine Bebauung gewandt, die den Kirchturm verdeckt. Die Planungen wurden daraufhin geändert. Im zweiten Quartal 2011 soll die alte Katharinenschule an der Willy-Brandt-Straße abgebrochen und der Neubau begonnen werden.
7. Alte Rindermarkthalle
Hier hat sich der Bezirk vergaloppiert: Der eigentlich geplante Abriss der Alten Rindermarkthalle, wo jahrelang der Real-Markt war, findet ebenso wenig Zuspruch wie der Plan einer neu gebauten St.-Pauli-Music-Hall. Nach Protesten wurden die Pläne schnell begraben, und die Bürger sollen nun mitentscheiden können. Das wird jedoch mehrere Jahre dauern. 2011 soll erst mal als Zwischennutzung ein Supermarkt einziehen. Und Bezirkschef Markus Schreiber ist auch sicher, seine Idee einer Markthalle (nach Pariser Vorbild) bald verwirklichen zu können.
8. Pestalozzi-Quartier
Mitten auf St. Pauli liegt das Pestalozzi-Quartier, das nach langer Planungsphase nun mit 85 Wohnungen bebaut werden soll. Auf dem ehemaligen Schulgelände soll "bezahlbarer Wohnraum für Familien, Senioren und für eine Baugemeinschaft" entstehen, verspricht das Bezirksamt Mitte.
9. Tanzende Türme
Einst stand hier, am Anfang der Reeperbahn, als eine Art Schandfleck die Ruine der Bowlingbahn. Und hier liegt die Wiege des berühmten Mojo Clubs. 2012 soll der Club wieder eröffnen. Bis dahin kann man den Bau der "Tanzenden Türme" verfolgen: Es entstehen zwei schräge Hochhäuser, die ihren Architekten Hadi Teherani "an die X-Beine einer Prostituierten erinnern, die auf dem Kiez nach Freiern Ausschau hält".
10. Wasserkunstpark Kaltehofe
Lange geplant, immer wieder verschoben und abgespeckt soll nun doch der Wasserkunstpark auf der Elbinsel Kaltehofe (Rothenburgsort) verwirklicht werden. Die Planer wollen das kulturhistorische Industriedenkmal für die Öffentlichkeit erschließen. Auf den ehemaligen Klärbecken der alten Trinkwasseraufbereitungsanlage können dann Modellboote ihre Runden drehen. Der Wasserkunstpark hat gute Karten, denn nur bis zum Ende des Jahres fließen die Fördergelder.
11. Mintarium Mümmelmannsberg
In den kommenden Jahren sollen alle Hamburger Schüler das Mintarium erleben. Die Schau "Mathematik zum Anfassen" im naturwissenschaftlichen Zentrum Mümmelmannsberg kostet 3,8 Millionen Euro. Baubeginn: Frühjahr 2011. Hinter dem Namen Mintarium verbirgt sich eine Verknüpfung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT).
12. Wohnunterkunft Billstieg
Ein Thema mit Sprengkraft: Die Sozialbehörde wird die Zahl der Aussiedler, Flüchtlinge und Wohnungslosen in der Massenunterkunft am trostlosen Billstieg in Billbrook erhöhen. 170 Aussiedler und Flüchtlinge sollen zu den 422 dort schon lebenden hinzukommen. Damit wäre die gettoartige Unterkunft wieder voll belegt und ein Zustand erreicht, vor dem es den Billbrookern und den Politikern graut; entsprechend heftig ist der Protest. Denn im Bezirk wurde seit dem Abriss der Siedlung an der als kriminelles Getto bekannt gewordenen Berzeliusstraße alles getan, Massenunterkünfte abzubauen. Im ersten Vierteljahr 2011 sollen die Zuwanderer nach Billstedt kommen. Die Sozialbehörde will für eine "gemischte Belegung" sorgen. Zusätzlich wird die Anlage überwacht und die Zahl der Sozialarbeiter erhöht.
13. Hansaplatz
Vom 29. April bis zum 1. Mai wird die Einweihung des für knapp vier Millionen Euro umgebauten Hansaplatzes mit einem großen Stadtteilfest gefeiert. Bezirkschef Markus Schreiber: "Das ist ein Schlüsselpropjekt für die Entwicklung in St. Georg-Mitte." Der auch wegen der Drogenszene berüchtigte Platz unweit des Hauptbahnhofs soll durch dem Umbau und neue Gastronomie attraktiver werden. Eine spezielle Technik mit Elektropollern soll verhindern, dass die Freier auf dem Weg zum (verbotenen) Straßenstrich mit ihren Autos andauernd den Platz umrunden ("Freierkreiseln").