So sicher wie die Weihnachtsbotschaft kehrt zum Jahresende die Kunde vom Strommarkt wieder: Wir erhöhen euch die Preise! Maria und Josef flohen mit Jesus vor den Häschern des Herodes nach Ägypten. Doch wohin sollen die Kunden fliehen vor dem Zugriff ihres Stromkonzerns?
Viele Versorgungsunternehmen arbeiten noch heute nach Gutsherrenart. Sie preisen Aufschläge ein, deren ökonomische Berechtigung sich nicht erschließt. Sie erhöhen die Preise selbst dann, wenn ihre Bezugskosten sinken. Für die Verbraucher - vor allem für die privaten Haushalte - ist das zunächst ein Ärgernis. Tatsächlich aber tun die Preistreiber den Kunden einen Gefallen. Denn sie bringen den Markt in Bewegung, sie schaffen Anreize, Anbieter zu vergleichen - und sie im Zweifel zu wechseln.
Der deutsche Strommarkt ist heute besser in Schuss als in den Jahren zuvor. Die Macht des Oligopols - E.on, RWE, Vattenfall Europe, Energie Baden-Württemberg - beginnt zu bröckeln. Stadtwerke nehmen die Versorgung ihrer Kommunen wieder stärker selbst in die Hand, etliche konzernunabhängige Anbieter umwerben die Kunden. Der Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix steigt. Stromerzeuger und -abnehmer rücken wieder näher zusammen.
Strom wird dadurch nicht unbedingt billiger. Aber ein höherer Preis macht eher Sinn, wenn auf Umwegen davon die eigene Gemeinde profitiert anstelle eines multinationalen Konzerns. Er ist eher zu rechtfertigen, wenn die Erzeugung der Energie dadurch ökologisch moderner gestaltet wird. Die Preistreiber am Strommarkt schaffen am Ende mehr Transparenz. Und die ist den Ärger wert.