Der Senat schafft Anreize für den Umweltschutz. Bei einer genauen Mülltrennung, ist eine Ersparnis von bis zu 75 Euro im Jahr möglich.
Hamburg. "Wer trennt, der spart." Auf dieses einfache Motto soll in Hamburg künftig die Müllentsorgung reduziert werden. Konkret bedeutet das: Wer seinen Müll penibel auf vier verschiedene Tonnen - die die Regel werden sollen - verteilt und so einen Beitrag zum Umweltschutz leistet, wird mit niedrigeren Gebühren belohnt.
Ein Vier-Personen-Haushalt im Einfamilienhaus kann seine Müllgebühren laut Umweltbehörde um 25 Prozent oder 6,28 Euro im Monat senken - das entspricht 75 Euro pro Jahr. Ein Vier-Personen-Haushalt in einer Mietwohnung spart demnach knapp 29 Euro im Jahr. Umgekehrt gilt: Wer nicht trennt, zahlt künftig mehr.
Der CDU-Minderheitssenat nennt die gestern beschlossene Neuregelung eine "Recycling-Offensive". Umweltsenatorin Herlind Gundelach (CDU) begründete diese vor allem mit Hamburgs schlechtem Abschneiden in den Müllstatistiken. "Die rote Laterne bei der Mülltrennung, aber das hellste Licht bei der Produktion von Restmüll - das ist Hamburg", sagte Gundelach. So produziere jeder Bürger in der Hansestadt pro Jahr im Schnitt gut 300 Kilogramm Restmüll, entsorge aber nur wenige Kilo in der grünen Biotonne und nur rund 75 Kilogramm über die gelbe Tonne für Verpackungsmüll ("Grüner Punkt"). Andere Großstädte wie Berlin, München und Köln schneiden deutlich besser ab. Am vorbildlichsten verhalten sich die Bremer. Sie produzieren nur etwa 170 Kilogramm Restmüll, entsorgen aber rund 90 Kilo Biomüll und 115 Kilo Wertstoffe.
Auch mit Blick auf den Titel "EU-Umwelthauptstadt 2011" schafft der Senat daher Anreize zum Mülltrennen. So wird die Gebühr für die grüne Biotonne um gut 70 Prozent von 7,55 auf 1,96 Euro gesenkt, und die Abgabe von Grünabfall auf Recyclinghöfen kostet statt 1,50 Euro nur noch 50 Cent pro angefangene 100 Liter. Im Gegenzug steigen die monatliche Müll-Grundgebühr von 6,15 auf 6,56 Euro und die Gebühr für die graue Resttonne um rund 3,8 Prozent. Neue Faustregel: Je mehr recycelt wird und je weniger in der grauen Tonne landet, desto günstiger wird es.
Ziel ist es, dass alle Haushalte Zugang zu einer Biotonne haben - auch Mieter, deren Vermieter die Aufstellung ablehnen. "Wenn sie eine grüne Tonne haben wollen, kriegen sie eine", versprach Stadtreinigungs-Chef Rüdiger Siechau der großen Mehrheit der Hamburger, die zur Miete wohnen. "Zur Not bringe ich sie vorbei." Auch die Zahl der blauen Altpapiertonnen soll steigen.
Die gelbe Tonne wird zur "Hamburger Wertstofftonne" aufgewertet. Dürfen darin bislang nur Verpackungen mit dem "Grünen Punkt" entsorgt werden, sollen künftig auch andere Wertstoffe aus Metall und Kunststoff wie Legosteine, Bratpfannen oder Abdeckfolien erlaubt sein. Bevor dieses Projekt startet, ist aber noch die Kostenverteilung mit Industrie und Handel zu klären.
SPD-Umweltexpertin Monika Schaal nannte den Ansatz des Senats "grundsätzlich richtig", aber nicht konsequent genug, weil vor allem die Haushalte sparen, die bereits eine grüne Tonne haben und keinen Anreiz zur Mülltrennung mehr brauchen. Manfred Braasch vom Umweltverband BUND begrüßte die Neuregelung: "Wir hoffen nun sehr, dass Bio- und Wertstofftonne ein Erfolg werden, und appellieren an die Hamburger Haushalte, das Angebot der Stadtreinigung aufzugreifen."