Vier Stunden saßen Fahrgäste bei Tremsbüttel im Regionalexpress fest und gerieten in Panik. Die Bahn entschädigt alle Betroffenen.

Kiel/Hamburg. Die Bahn wird jedem Reisenden, der im Regionalexpress zwischen Hamburg und Lübeck festsaß, eine Entschädigung von 250 Euro zahlen, das bestätigte ein Sprecher der Bahn. Auf einem Krisengipfel wurden die Vorkommnisse analysiert: Demnach habe es zu lange gedauert, bis die Reisenden den Zug hätten verlassen können. Zudem habe der Notfallmanager der Bahn wegen der schlechten Wetterverhältnisse erst nach zweieinhalb Stunden am Ort sein können und die Organisation übernommen. Als Konsequenz wolle die Bahn auch ihre internen Kommunikationswege überprüfen und optimieren.

In dem zwischen Hamburg und Lübeck ohne Strom in der Dunkelheit liegengebliebenen Zug war es zu Panik gekommen. Ein Sprecher der Bahn bestätigte am Freitag den Vorfall. Der Regionalexpress mit etwa 600 Fahrgästen ist am Donnerstag von ca. 16.30 bis 20.30 Uhr auf offener Strecke bei Tremsbüttel (Kreis Stormarn) liegen geblieben.

Wegen des Rückstaus waren 38 Züge von dem Stromausfall an der Strecke Hamburg Lübeck betroffen. Tausende saßen an den Bahnhöfen in Ahrensburg und Bargteheide in der Kälte fest. Auch hier kam der Katastrophenschutz zum Einsatz. Seit Donnerstagabend 22.30 Uhr laufe der Bahnverkehr zwischen Hamburg und Lübeck wieder normal, sagte der Bahnsprecher.

Rund 600 Fahrgäste mussten stundenlang in Dunkelheit und Kälte ausharren. Viele gerieten in Panik. Nachdem die Batterien des Zuges erschöpft waren, fielen die Heizung und auch der Strom aus, erläuterte der Bahnsprecher. Es gab kein Licht mehr und auch keine Durchsagen des Bahnpersonals. Weil auf der Nebenstrecke weiter Züge fuhren, durfte der Zugführer die Türen aus Sicherheitsgründen nicht öffnen. Nach Angaben von Augenzeugen hätten einige Fahrgäste versucht, Scheiben einzuschlagen, berichtete NDR1 Welle Nord.

Auch Sarah Kuhlmann aus Bad Oldesloe saß in dem Zug. Die junge Frau, die in Hamburg als Arzthelferin arbeitet, war auf dem Weg nach Hause. "In meinem Abteil herrschte eigentlich eine entspannte Stimmung", sagt sie. "Natürlich waren einige Mitreisende genervt, aber von Panik keine Spur." Nach einigen Stunden sei es allerdings empfindlich kalt geworden und sie habe sich Mütze und Handschuhe angezogen. "Aber es war glücklicherweise immer noch wärmer als draußen im Schnee."

Erst nach etwa einer Stunde hätten die Menschen aussteigen dürfen. Katastrophenschutz, Feuerwehren und Rettungsdienste brachten die Menschen in einer Turnhalle und einem Feuerwehrgerätehaus in Tremsbüttel unter. Einige Fahrgäste erlitten Unterkühlungen und Kreislaufprobleme und mussten medizinisch behandelt werden. Verletzte habe es nicht gegeben, sagte der Bahnsprecher. Bahnkundin Kuhlmann berichtet: "Einige Fahrgäste wurden von Ärzten behandelt, das waren aber vor allem Kinder und ältere Menschen."