35 Jahre sind eine lange Zeit, ein halbes Leben voller Neuigkeiten. Was wurde nicht alles höher, weiter und schneller seit den ersten Tagen von "Kinder helfen Kindern". Aber ist unser gemeinsames Leben heute auch besser als damals?
Wer die Arbeit von Renate Schneider und ihrem Team betrachtet, kommt zu keiner sehr optimistischen Antwort. Armut und Leid bestimmen den Alltag viel zu vieler Menschen in Hamburg. In einer der reichsten Städte eines der reichsten Länder der Welt tut es fast körperlich weh, Woche für Woche mit anzusehen, in welchen Verhältnissen Kinder aufwachsen. Das ist für die gesunden unter ihnen eine Zeit mit viel Kummer und wenig Liebe, deren Auswirkungen auf ihr späteres Leben nur schwer einzuschätzen sind. Für die kranken, verletzten, noch hilfloseren Kinder ist es die Begegnung mit Schmerz - körperlich und seelisch. Für sie alle wollen wir da sein, morgen so engagiert wie gestern.
Manchmal haben wir bei "Kinder helfen Kindern" einen Traum. Wir sehen den Tag vor uns, an dem jegliche Not in Hamburg gelindert, soziale Ungerechtigkeiten behoben sind und jedes Kind die gleichen Chancen hat, seine Talente frei zu entfalten. Das wäre der Tag, an dem unser Verein sein Ziel erreicht hätte. Dann sehen wir den Postberg vor uns voller Schilderungen beklemmender persönlicher Schicksale und wir wissen: Der Tag ist noch fern.
Aber da sind auch die vielen Briefe und E-Mails, die Freude machen und Hoffnung geben. Zurufe von Hamburgern, die etwas tun möchten für die gute Sache. Weil sie helfen wollen, können wir helfen. Das ist der Grund, warum bei "Kinder helfen Kindern" der Optimismus überwiegt. Dass wir es schaffen können, dass wir nicht allein sind, dass möglichst viele Kinder möglichst wenig Sorgen haben. Vielen Dank dafür - das gibt die Kraft für die nächsten 35 Jahre.
Claus Strunz, Vorsitzender des Vereins "Kinder helfen Kindern"