Ein Kommentar von Ulf B. Christen
Niedersachsen hat die Zeichen der Zeit erkannt. Das reichste Flächenland im Norden will bis zu 5000 teure Studienplätze aus dem armen Schleswig-Holstein übernehmen, das damit an seiner eigenen Zukunft spart. Zu den Verlierern des Studenten-Roulettes im Norden gehört aber auch Hamburg. Seinen Hochschulen droht ein neuer Ansturm. Von Abiturienten aus Schleswig-Holstein, die lieber in Hamburg als in Hannover büffeln möchten.
Schleswig-Holstein wälzt so Millionenkosten auf Hamburg ab, allerdings nicht aus strategischem Kalkül oder politischer Boshaftigkeit. Das Land zwischen den Meeren ist schlichtweg pleite und muss, um die Vorgaben der Schuldenbremse zu erfüllen, den Rotstift längst auch dort ansetzen, wo es sich mittelfristig nicht rechnet oder den Abwärtstrend des Landes sogar beschleunigt.
Ein anderes trauriges Beispiel sind die Schulen. Sie müssen - trotz aller Sonntagsreden zum Wert der Bildung - den größten Teil des Personalabbaus im Landesdienst erbringen und in den nächsten Jahren mehrere Tausend Lehrerstellen abbauen.
Schleswig-Holstein läuft nicht nur hier Gefahr, sich kaputtzukürzen. Eine echte Alternative zum Sparkurs der schwarz-gelben Regierung in Kiel gibt es allerdings nicht. Hamburg sollte bei aller Kritik an seinem Nachbarn eines nicht vergessen: Wenn Schleswig-Holstein nicht aus der Schuldenfalle kommt, wird es in einen Nordstaat flüchten. Hamburg zahlt dann doppelt. Lachender Dritter wäre Niedersachsen.