Peter Krämer, Träger des Bundesverdienstkreuzes, Reeder und gebürtiger Hamburger wird morgen 60 Jahre alt. Das Porträt eines Querdenkers.

Hamburg. „Eigentum verpflichtet“ - diesen Satz aus dem Grundgesetz scheint sich der Hamburger Unternehmer Peter Krämer auf die Fahnen geschrieben zu haben. Linke Querdenker wie er sind selten in der konservativen Schifffahrtsbranche. Der Spitzname „roter Reeder“ wurde ihm wegen seiner Haltung verliehen. Seit Jahren kämpft Krämer vehement – in Talkshows etwa oder mit Zeitungsannoncen – für die Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Gemeinsam mit Unicef und Nelson Mandela rief er das Projekt „Schulen für Afrika“ ins Leben.

„Sein Engagement ist ein Beispiel dafür, was eine kluge Partnerschaft zwischen Wirtschaftsunternehmen und Zivilgesellschaft bewirken kann“, sagt Mandela über Krämer, der an diesem Donnerstag seinen 60. Geburtstag feiert. Der weißhaarige Jubilar sitzt in seinem Büro in einem Kontorhaus in der Nähe des Hamburger Hafens. „Ich träume nicht nur, sondern versuche Träume zu realisieren“, sagt Krämer. Er habe eine gute Bildung und eine hervorragende Erziehung genossen – davon wolle er etwas zurückgeben.

Als Sohn eines Reeders wuchs der gebürtige Hamburger in einem konservativen Elternhaus auf. Das Rebellentum sei ihm nicht in die Wiege gelegt worden, aber es habe Schlüsselmomente und Begegnungen gegeben, die sein politisches Denken maßgeblich beeinflusst hätten. Da war etwa der Deutschlehrer im Gymnasium, der ihn mit Fragen nach den Sinn des Lebens konfrontierte und ihn motivierte, sich politisch zu engagieren: „Dieser Lehrer hat mein Denken, mein Handeln, ja mein ganzes Leben bis heute geprägt.“

Studentenproteste und Prädikatsexamen

Während seiner Universitäts-Jahre in Köln organisierte Krämer linke Studentenproteste, Jahre später waren es bundesweite Aktionen gegen den Irak-Krieg. 1981 schloss er das Jura-Studium mit Prädikat ab. Wenig später starb der ältere Bruder, der eigentlich die Leitung der Familien-Reederei übernehmen sollte, an Krebs. Krämer wurde quasi über Nacht zum Chef. Und das Anfang der 80er Jahre, als die Schifffahrtsmärkte weltweit in eine Krise taumelten und das Unternehmen kurz vor dem Aus stand.

„Es war keine einfache Zeit“, erinnert sich Krämer, selbst Vater zweier Söhne. Entgegen dem Willen des eigenen Vaters und der Belegschaft setzte er ein Sanierungskonzept durch, das die Reederei wieder auf Kurs brachte. In den folgenden Jahren schippern Schiffe mit den Namen von Widerstandskämpfern wie Sophie Scholl, Hans Scholl oder Simón Bolívar über die Meere und vermehren das Vermögen der Marine Service Gruppe. Die jüngste Wirtschaftskrise allerdings war ein harter Einschnitt: „Wir haben rund drei Viertel des Vermögens verloren“, sagt der Unternehmenschef.

2005 waren die Zeiten noch besser: Ein befreundeter Journalist bringt Krämer auf die Idee, sich für Kinder in Afrika zu engagieren. Aus einem Kontakt mit Mandela entsteht „Schulen für Afrika“. Um die Initiative voranzubringen, verspricht er öffentlich, jede Spende in Deutschland bis zu einem Gesamtbetrag von drei Millionen Euro zu verdoppeln. Das Engagement macht sich bezahlt.

Tausend Schulen in Afrika

Nach Krämers Worten ist „Schulen für Afrika“ weltweit die erfolgreichste Privatinitiative im Bildungsbereich. „Wir sind inzwischen bei über 100 Millionen US- Dollar, demnächst soll die tausendste Schule gebaut werden.“ Gemeinsam mit Mandelas Frau Graça Machel besuchte er Schulen der Initiative in Mosambik. „Die Freude der Kinder ist überwältigend“, sagt Krämer. „Wenn es so etwas wie Menschenglück gibt, habe ich es dort erleben dürfen.“

2006 wurde Krämer für seinen sozialen und politischen Einsatz das Bundesverdienstkreuz verliehen. Bei all dem Engagement gönnt sich Krämer zwischendurch auch Luxus. Er ist ein begeisterter Kunstsammler, weiß einen guten Rotwein zu schätzen. Was sein Geheimnis sei? „Ich genieße jeden kleinen und großen Moment im Leben, ohne meine Ziele aus den Augen zu verlieren.“