Klaus-Peter Schöppner, 61, ist Chef des Umfrage- und Forschungsinstituts Emnid.

Hamburger Abendblatt:

1. Wenn morgen in Hamburg Wahlen wären, würde die CDU in der Opposition landen. Was könnte Bürgermeister Ahlhaus tun, um seine Chancen bis zum Wahltermin 20. Februar zu erhöhen?

Klaus-Peter Schöppner:

Ahlhaus muss zusehen, dass er eine realistische Machtoption bekommt. Schafft er das nicht, wäre das für seine Aussichten verheerend. Zweitens muss er ein schlagkräftiges Thema finden, damit die Wahl zu einer Art Volksentscheid über ein die Hamburger bewegendes Thema wird. Und er muss glaubhaft machen, dass die CDU tatsächlich eine Chance hat, an die Macht zu kommen.

2. Was könnte denn ein solches Thema im Hamburger Wahlkampf sein?

Schöppner:

Für Hamburg von großer Bedeutung ist das Thema Zukunftsfähigkeit. Kann sich diese Stadt mit ihrer Exportabhängigkeit eine Verweigerungshaltung leisten? Er könnte auch die simple Frage stellen, ob es schon einmal ein Großprojekt gegeben hat, dem die Grünen mehr oder weniger spontan zugestimmt haben.

3. Wie absehbar ist ein Wahlergebnis drei Monate vor Schließung der Wahllokale?

Schöppner:

Der Wahlausgang im Februar ist heute überhaupt nicht absehbar. Niemand weiß, ob sich die Stimmung bis dahin nicht doch wieder dreht.

4. Ahlhaus hat sich und seine Frau in der "Bunten" wie Showstars präsentiert. Schadet oder nützt ihm als Politiker ein Glamourauftritt?

Schöppner:

Die entscheidende Frage ist: Passt dieser Auftritt auch zu seiner Person? Auf den ersten Blick würde ich sagen, in dem Fall überzeugt mich das nicht. Es könnte ihm sogar nachteilig ausgelegt werden, wenn man ihm unterstellt, die schwierige politische Situation durch populistische Maßnahmen zu entschärfen. So läuft er Gefahr, das Symbol des ehrbaren Politikers, das er versucht zu verkörpern, aufzuweichen.

5. Wie abhängig ist die Hamburger Politik von der Berliner Großwetterlage?

Schöppner:

Der Winter und diese Wahl in Hamburg werden sehr von bundespolitischen Aspekten überlagert. Weil in Hamburg die erste Wahl im Super-Landtagswahlkampfjahr 2011 sein wird, werden sich die Bundespolitiker aller Parteien hier noch stärker engagieren, als sie es ohnehin tun würden. Zum anderen scheinen sich Themen großer Bedeutung herauszukristallisieren: die Zukunftsfähigkeit, die technische Akzeptanz und das Thema, auch in schweren Zeiten zusammenzustehen, sowie die grundsätzliche Glaubwürdigkeit der Politik. Diese Themen sind auch bundespolitisch im Zusammenhang mit Stuttgart 21 von Bedeutung.