Gläubiger stehen offenbar ansonsten nur vor der Alternative, das Hamburger Unternehmen pleitegehen zu lassen. Es droht nun eine Zerschlagung.
Hamburg. Finanzinvestoren stehen offenbar vor der Übernahme des Hamburger Solarunternehmens Conergy . Die angeschlagene Conergy muss sich damit auf neue, aggressive Eigentümer einstellen. Verhandlungskreisen zufolge führt nichts mehr an einer Übernahme der Mehrheit durch mehrere Hedgefonds vorbei, die sich in die Kredite von Conergy billig eingekauft hatten. Umstritten sei aber die Höhe der Beteiligung, die sie durch den Tausch der Schulden in Aktien erlangen können, sagten mehrere mit dem Tauziehen vertraute Personen am Freitag. Damit wäre der Solar-Projektentwickler zwar vor einer drohenden Insolvenz gerettet.
Droht eine Zerschlagung?
Branchenkenner befürchten aber, dass die Hedgefonds es auf eine Zerschlagung von Conergy abgesehen haben. Die Hedgefonds um York Capital gehören mit rund 35 Prozent inzwischen zu den größten Gläubigern. Der Kompromissvorschlag, den die Commerzbank in den Verhandlungen unterbreitet hat, um das Unternehmen zu retten, reicht ihnen aber noch nicht aus. Die Bank ist der größte Kreditgeber von Conergy und hält zudem knapp 30 Prozent der Anteile. Sie ist den Kreisen zufolge bereit, York Capital & Co gegen einen Forderungsverzicht fast zwei Drittel des Eigenkapitals zu überlassen. Die Hedgefonds forderten aber bis zu 80 Prozent.
Conergy stünde damit ein Kapitalschnitt bevor. In jedem Fall würden die Commerzbank und die anderen Anteilseigner drastisch verwässert; die Bank käme dann auf eine Beteiligung von weniger als zehn Prozent.
Aktie gewinnt 13 Prozent an Wert
Die Hoffnung auf Rettung ließ die Conergy-Aktie am Freitag dennoch um 13 Prozent auf 44 Cent steigen. Die Commerzbank, Conergy und die an den Verhandlungen beteiligte Investmentbank Rothschild wollten sich nicht zum Verlauf der Gespräche äußern. York Capital war nicht erreichbar.
Das Ringen um eine Einigung blieb zäh. Kreisen zufolge sind sich die Verhandlungspartner aber einig, die Gespräche über den 1. Dezember hinaus fortzusetzen und die Verbindlichkeiten nicht fällig zu stellen. Ende Juli waren die Kredite von rund 250 Millionen Euro zwar bis Ende 2011 verlängert worden. Doch die Hedgefonds setzten eine Überprüfung der Verschuldung zum Jahresende durch. Prompt stellten kürzlich die Wirtschaftsprüfer von PwC fest, dass Conergy zu hoch verschuldet ist, obwohl Conergy per Ende September erstmals seit drei Jahren operativ schwarze Zahlen schrieb.
Bis zum 21. Dezember muss nun eine Lösung gefunden sein. „Ein Scheitern ist eigentlich nicht denkbar“, sagte ein mit den Gesprächen Vertrauter. Auf eine Insolvenz wolle es niemand mehr ankommen lassen. Die Banken hatten zunächst einen Verzicht auf 15 Prozent der Forderungen angeboten, wie einer der Insider sagte. Die Fonds drängten aber auf 30 Prozent. Damit würde die Schuldenlast von Conergy unter 200 Millionen Euro sinken. York Capital hatte es von Anfang an auf eine Beteiligung an Conergy abgesehen.